Bad Angel Kiss: Unter nachtschwarzen Schwingen - Koch, S: Bad Angel Kiss: Unter nachtschwarzen Schwingen by Koch Sabine

Bad Angel Kiss: Unter nachtschwarzen Schwingen - Koch, S: Bad Angel Kiss: Unter nachtschwarzen Schwingen by Koch Sabine

Autor:Koch, Sabine
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: DEAD SOFT Verlag


Elf

„Erzähl mir von dir“, bat ich Nolan. „Wer warst du, bevor du … du weißt schon … ein Engel wurdest.“

Wir lagen noch immer oben auf dem Tower im Gras, mein Kopf ruhte auf seinem Schenkel und ich sah den dahin ziehenden Wolken nach. Das drohende Gewitter war längst Richtung Berge weitergezogen, die Sonne traute sich wieder hervor. Heiß brannte sie auf uns herab, morgen würde ich bestimmt einen Sonnenbrand haben. Doch das war im Augenblick ziemlich bedeutungslos, jetzt fühlte ich mich einfach nur wohl.

Nolan ließ sich mit der Antwort Zeit.

„Ich war nichts Besonderes, nur der dritte Sohn eines unbedeutenden Landedelmannes. Geboren wurde ich im Dezember 1493, in Frankreich. Mein Name lautet Noel de Clermont.“

Schnell überschlug ich das Datum. Fünfhundertachtzehn Jahre. Beeindruckt pfiff ich durch die Zähne. „Hui, dafür hast du dich verdammt gut gehalten!“ Dann fiel mir etwas auf. Wie hatte er gesagt, war sein Name?

„Noel? Dein Geburtsname lautet Noel?“, hakte ich nach und lachte los. „Heißt das nicht Weihnachten? Dann bist du ja ein Weihnachtsengel!“

Nolan schien das überhaupt nicht lustig zu finden, denn als ich noch immer lachend zu ihm aufsah, rollte er genervt die Augen. „Und genau aus dem Grund habe ich mich in Nolan umbenannt, als ich in die Staaten versetzt wurde.“

„Wieso? Was ist schlimm an Weihnachtsengel?“

„Wenn du gut zweihundert Jahre lang deswegen aufgezogen worden bist, dir immer und immer wieder dieselben blöden Witze anhören musst, hast du irgendwann die Nase voll, glaub mir!“

„Und das ‚Blake‘?“, wollte ich wissen.

„Diesen Namen habe ich nur für den Mondschein-Fall angenommen. Er ist schlicht und einfach. Unauffällig eben. So wie ich.“

Ich schnaubte kurz und kratzte mich am Oberschenkel. Eine Mücke hatte mich erwischt. „Du und unauffällig! Ein Elefant auf einem Drahtseil fällt weniger auf, als du!“ Schnell zog ich seinen Kopf zu mir herunter und strich mit der Zungenspitze über seine Lippe. „Du siehst viel zu gut aus, um unauffällig zu sein.“

Aus dem Necken wurde ein heißer, leidenschaftlicher Kuss. Als mir die Luft wegblieb, ließ er wieder von mir ab. „Ich bin Franzose. Alle Franzosen sehen gut aus! Du hättest mal meinen Bruder Guillaume sehen sollen. Der sah wirklich gut aus. Na ja, fast so gut wie ich“, räumte er ein.

Jetzt war ich es, der die Augen verdrehte. Eines stand fest: An mangelndem Selbstbewusstsein litt er nicht!

Meine Neugier auf Nolans Geschichte war noch nicht ganz befriedigt, doch ich traute mich nicht, ihm diese eine, ziemlich persönliche Frage zu stellen. Wer würde schon gerne darüber reden, wie er gestorben ist?

Ich vergaß, dass Nolan sich in meinen Gedanken wie zu Hause fühlte.

„Du willst wissen, wie ich gestorben bin?“ Er richtete sich wieder auf. „Es ist keine große Geschichte, sie ist schnell erzählt. Es war anno 1528. In der Burg meines Bruders brach mitten in der Nacht ein Feuer aus. Ich hatte eine Stunde zuvor die Nachtwache übernommen, und war gerade auf meinem Rundgang durch die Ställe, als die Glocke Alarm schlug. Ich rannte hinüber, alles war in heller Aufregung, es ging drunter und drüber. Die Mägde schrien panisch und zerrten an den Knechten, die versuchten, ein paar Habseligkeiten zusammen zu raffen.



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