Australia (01) – Goldzeit by Mirja Hein

Australia (01) – Goldzeit by Mirja Hein

Autor:Mirja Hein
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
veröffentlicht: 2015-04-01T16:00:00+00:00


21

Richter Samuel Stewart eilte schnellen Schrittes die Spencer Street entlang. Er wollte rechtzeitig an der Kutsche sein und sich vorher noch ein wenig aufs Ohr legen. Nichts würde ihn davon abhalten, seine Familie abzuholen. Sosehr Vicky ihm das Leben in den letzten Wochen auch zur Hölle gemacht hatte, er hatte sie doch vermisst. Und auch Anne. Selbst ihre mitunter allzu aufgeregte Art hatte ihm gefehlt. Louise umsorgte ihn zwar rührend, aber sie war in ihrer stillen, bescheidenen Art manchmal auch ein wenig langweilig. Das würde der Richter sich zwar niemals anmerken lassen, aber ein Alltag ohne Vicky war wie eine Suppe ohne Salz. Nun, daran würde er sich wohl gewöhnen müssen, falls er dem Brief seiner Frau Glauben schenken durfte. Wenn er ihre Schrift nicht ganz eindeutig erkannt hätte, er hätte es für einen Scherz gehalten. Nun heiratete seine Vicky doch Mister Bradshaw, und zwar bereits in weniger als vierzehn Tagen. Bislang hatte er es nicht übers Herz gebracht, Louise die Neuigkeit zu berichten. Nicht zu Unrecht würde sie sicherlich böse auf ihre Schwester sein, weil sie sich jetzt mit ihrem Hochzeitsfest vordrängelte. Eigentlich hatte Louises und Archibalds Heirat das gesellschaftliche Ereignis des Jahres werden sollen, und nun gab es noch in diesem Monat eine Hochzeit. Mit dem Pfarrer hatte er bereits alles besprochen.

Als der Richter sich seinem Haus näherte, sah er einen Chinesen davorstehen, der begehrliche Blicke auf das Grundstück warf. In letzter Zeit hatte es in der Straße einige Einbrüche gegeben. Offenbar sollte der Kerl schon einmal vorab die Lage peilen, aber das würde er ihm gründlich vermasseln. Der Mann hatte den Richter nicht kommen sehen, denn er stand mit dem Rücken zu ihm. Samuel Stewart nutzte das aus und packte ihn von hinten fest am Arm. Erschrocken fuhr der Chinese herum.

»Das könnte dir so passen, Bürschchen, aber da hast du Pech gehabt. Hier ist nichts zu holen. Bestell deinen Komplizen einen schönen Gruß von mir. Wenn ich einen von euch erwische, wie ihr in mein Haus einsteigt, werdet ihr das bitter bereuen …« Der Richter drohte ihm mit der Faust.

Der Chinese hob abwehrend den freien Arm und wollte die Hand schützend vor sein Gesicht halten, aber Samuel Stewart stieß sie beiseite.

»Ich will mir deine Visage gut einprägen, denn auf den ersten Blick seht ihr alle gleich aus, aber wenn ich dich noch ein einziges Mal in dieser Straße erwische, lasse ich dich verhaften.«

»Aber, Sir, ich habe doch gar nichts getan. Was wollen Sie von mir?«

»Ich will, dass du auf Nimmerwiedersehen verschwindest. Und versuch nicht, mich für blöd zu verkaufen: Du bist der Kundschafter einer Diebesbande!«

»Nein, Sir. Ich bin ein anständiger Goldgräber.«

Samuel Stewart lachte hämisch. »Das wäre schon einmal ein Widerspruch an sich. Es gibt keine anständigen Goldgräber.«

»Aber, Sir! Das können Sie doch nicht einfach behaupten. Ich bin Chui, ein wohlhabender Mann, und werde bald mit meinem Freund zusammen viel Land kaufen und …«

»Verschon mich mit dem Unsinn, und mach, dass du wegkommst.« Mister Stewart ließ den Arm des Chinesen los und gab ihm einen leichten Stoß.

»Nein, nicht



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