Arminius by Robert Fabbri

Arminius by Robert Fabbri

Autor:Robert Fabbri [Fabbri, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783644009455
Herausgeber: Rowohlt E-Book


Dünne Dunstschwaden zogen durch die kalte Morgenluft und leuchteten orange im Schein Hunderter Fackeln, die vor der Morgendämmerung das riesige Lager erhellten. Es war errichtet worden, um drei Legionen und ihren Auxiliartruppen Quartier zu bieten – insgesamt fast zwanzigtausend Mann, Hilfspersonal nicht mitgerechnet. Dies war die Ausgangsbasis für den sommerlichen Feldzug gewesen, daher hatte das Lager nur ganz zu Beginn der Saison alle drei Legionen beherbergt. Erst jetzt waren sie wieder hierher zurückgekehrt, um sich für den langen Marsch zurück nach Westen zu sammeln.

Ich stand mit den anderen Auxiliarpräfekten neben Varus auf den Stufen zum Praetorium, einem der wenigen festen Gebäude inmitten eines Meers von Zelten, und sah zu, wie unter den barschen Befehlen der Centurionen und ihrer Optiones die Legionäre sich in Contubernia – Einheiten zu acht Mann – formierten und dann je zehn von diesen sich zu einer Centurie zusammenschlossen. Überall im Lager stampften genagelte Stiefel, Ausrüstung schepperte und klirrte, Atem dampfte, poliertes Metall glänzte, gebellte Befehle und Bucinae erschollen, und Standarten wurden hochgehalten, während die Streitmacht Roms in der Germania Magna Marschordnung einnahm. Die Legionäre blickten verschlafen drein und kauten noch an den letzten Bissen ihres Frühstücks. Im Hintergrund begannen Hunderte Sklaven, die nunmehr verlassenen Zelte abzubauen und Kochfeuer zu löschen, wobei Dampfwolken aufstiegen. Andere spannten Maultiere vor Karren und luden Vorräte auf.

Die erste Legion hinter der Vorhut aus Hilfstruppen sollte die Siebzehnte sein. Ihre Legionäre sah ich nun in Formation mit Tragestange über der rechten Schulter und Schild auf dem Rücken antreten. Mit kaltem Herzen überblickte ich ihre Reihen auf der Principia, dem Platz in der Mitte des Lagers, und der Via Principalis, die von Osten nach Westen durch das Lager verlief. Es konnte keine Gnade geben, denn wenn ich meinen Plan ausführen wollte, musste jeder Einzelne dieser Männer sterben. In diesem Moment trübte Zweifel meine Entschlossenheit, und ich drohte zu verzagen, als ich mir das schiere Ausmaß des Unterfangens bewusst machte – was hier vor mir antrat, war nur eine einzige Legion. Trotz der Kälte brach mir der Schweiß aus.

Unter Hornsignalen und dem Gebrüll der Centurionen und ihrer Optiones salutierten die Männer vor ihrem General. Der wartete, bis der Lärm erstarb, ehe er das Wort an sie richtete.

«Männer der Siebzehnten Legion, ihr habt eurem Kaiser in diesem Jahr gut gedient und verdient, euch den Winter über auszuruhen. Für viele von euch war dies das letzte Jahr unter dem Adler der Siebzehnten, und ihr werdet bei eurer Ankunft am Rhenus aus dem Dienst entlassen. Ich danke euch für eure treuen Dienste und wünsche euch ein langes Leben, zahlreiche Söhne und Wohlergehen auf dem Land, das ihr erhalten werdet. Rom grüßt euch.»

Varus schlug sich mit der rechten Faust an die Brust; irgendwo in der Düsternis brüllte jemand ein Kommando. Der Aquilifer hob seine Adlerstandarte, und die der Kohorten wurden abgesenkt. Die ganze Legion wandte sich nach rechts wie ein Mann und setzte sich gen Westen in Marsch, durch das linke Tor hinaus auf die Militärstraße, die auf den zweihundert Meilen bis zum Rhenus über so viele Brücken führte.



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