Angelika Schrobsdorff: Leben ohne Heimat, Mit Texten von Beatrix Brockman und Fotografien von Rengha Rodewill by Rodewill Rengha

Autor:Rodewill, Rengha [Rodewill, Rengha]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: be.bra Verlag
veröffentlicht: 2017-04-08T16:00:00+00:00

Angelika Schrobsdorff, Wüstenfahrt nach Jericho, Israel, 1971

Aber auch mit den alten Zionisten in ihrem Umkreis verbindet sie nicht mehr viel. Wenn es ihr zu eng wird vor lauter Touristen und kaufwütigen Israelis, flieht Angelika in die Judäische Wüste. Dort fühlt sie sich leicht, »frei von Ängsten und Zwängen«.[18] Religiöser Glaube und Ehrfurcht sind Angelika Schrobsdorff ein Leben lang fremd gewesen. Sie hat sich immer mehr mit den Menschen als mit einer Religion identifiziert. Der judäo-christliche Gott ist nur eine vage Vorstellung für sie; sie kann ihn weder in Kathedralen noch in Tempeln finden. Erst in der unendlichen Weite und sublimen Schönheit der Wüste Judäas findet sie den Schöpfergott, mit dem sie sich einlassen mag: »Ich war benommen von der Brillanz des Lichtes, der Klarheit eines tiefblauen Himmels, den Formen und Farben kahler Wüstenhügel, die sich bis in die Unendlichkeit fortzusetzen schienen.

Mir war, als sei ich Zeuge der Schöpfung, Teil dieser grandiosen Landschaft, aus ihr entstanden und in sie eingehend. Hier, in dieser Wüstenlandschaft, wurde der unfassbare Begriff Ewigkeit fassbar, und das leere Wort ›Gott‹ nahm Gestalt an. Hier war mein Ursprung und mein Ende, hier, in diesem Faltenwurf der Hügel, in der Weite und Stille der Wüste, deren Tor Jerusalem war.«[19]

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