Ana Veloso by Der Duft der Kaffeeblüte

Ana Veloso by Der Duft der Kaffeeblüte

Autor:Der Duft der Kaffeeblüte [Der Duft der Kaffeeblüte]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Fernanda beobachtete Félix' Fortschritte aus sicherer Entfernung. Wenn er gewusst hätte, dass sie ihm zusah, hätte er sich wahrscheinlich noch ungeschickter angestellt als ohnehin schon. Sie fand, dass er einen Narren aus sich machte. Warum biederte er sich nur bei diesen Kerlen an, denen er haushoch überlegen war? Warum suchte einer wie er, der schlau war und tüchtig, den Kontakt zu diesem Feijão? Der Mann taugte nichts. Er hatte einen ausgesprochen athletischen Körper, ja, und er bewegte sich bei der Capoeira mit vollendeter Eleganz. Aber er bildete sich zu viel auf seine gute Erscheinung ein. Er ließ keine Gelegenheit aus, den Mädchen nachzustellen, und mehr als eines hatte er schon ins Unglück gestürzt. Es galt als gesichert, dass Feijão der Vater von drei Kindern im Viertel war, doch keine der Mütter sah je auch nur einen Vintém von ihm. Zwei der jungen Frauen standen ganz allein auf der Welt und hatten keine andere Wahl, als ihre Babys der Obhut einer Nachbarin anzuvertrauen, während sie sich die Finger wund arbeiteten, als Wäscherin die eine, als Näherin die andere. Obendrein mussten sie sich als Schlampen, Flittchen oder Huren beschimpfen lassen, während der charakterlose Kindsvater von vergleichbaren Beleidigungen weitestgehend verschont blieb. Nur die Familie des dritten Mädchens hatte versucht, Feijão zur Rechenschaft zu ziehen, und ihn zwingen wollen, das Mädchen zu heiraten. Aber sie war kläglich gescheitert. Feijão hatte die Leute ausgelacht und ihnen ins Gesicht gesagt, dass ihre Tochter schon mit der Hälfte der männlichen Bevölkerung unter achtzig geschlafen habe und praktisch von jedem schwanger sein könne. Das war eine gemeine Lüge, und jeder wusste es, dennoch war daraufhin der Ruf des Mädchens ruiniert gewesen.

Fernanda nahm sich vor, Félix heute Abend beim Tanz beiseite zu nehmen und ihm zu sagen, was sie von seinem Umgang hielt. In der entspannten Atmosphäre des Festes, das zu Ehren von São Pedro beziehungsweise Xangô gefeiert wurde, einer afrikanischen Gottheit, der am selben Tag gehuldigt wurde wie dem christlichen Heiligen, würde sie ihre Meinung beiläufiger äußern können, als wenn sie in Félix' Hütte auftauchte und ihm eine Moralpredigt hielt. Sie kannte Félix gut genug, um zu wissen, dass er auf gezielte Kritik mit Trotz und Ablehnung reagierte, auf subtile Andeutungen dagegen mit Nachdenklichkeit. Andererseits: Musste sie ihn unbedingt heute damit behelligen? Seit Wochen freute Fernanda sich auf die Tanzveranstaltung, seit Tagen überlegte sie, was sie anziehen, wie sie ihr Haar tragen und ob sie sich schminken sollte. Mal fand sie, dass sie in dem blauen Kleid die beste Figur machte, mal bevorzugte sie das gelbe. Mal dachte sie daran, sich richtig fein herauszuputzen, dann wieder erschien ihr ein ganz natürlicher Auftritt sinnvoller. Am Nachmittag hatte sie sich schließlich für einen roten Rock mit einer weißen Bluse entschieden, dazu wollte sie ein rotes Band in ihr Haar flechten und ein wenig von dem Lippenrot auftragen, das Ana von nebenan von ihrer Dienstherrin geschenkt bekommen hatte.

Doch am Abend, kurz vor Beginn des Festes, war Fernanda plötzlich gar nicht mehr überzeugt von ihrer Wahl. Rote Lippen, sie! Wie lächerlich das



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