Amber, Elizabeth - Die Braut des Satyrs by Amber Elizabeth

Amber, Elizabeth - Die Braut des Satyrs by Amber Elizabeth

Autor:Amber, Elizabeth [Elizabeth, Amber]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2012-07-04T22:00:00+00:00


9

»Hast du Fleur heute Morgen gesehen?«, fragte Juliette.

Von ihrem Bett aus schüttelte Gina, die im Zimmer neben Fleur wohnte, den Kopf und zerzauste dabei ihr rotbraunes Haar auf dem Kissen. »Ist sie nicht in ihrem Zimmer?«

»Non. Und auch nirgends sonst hier oben.«

Gina streckte sich, wobei sie eine Grimasse zog. »Sie war gestern Abend mit Valmont zusammen. Ich glaube, sie sind zusammen ausgegangen.«

Juliettes Hand auf dem Türknauf verkrampfte sich. »Weißt du, wo er steckt?«

»Gott, kannst du Fragen stellen! Nein, hast du nicht gehört? Wenn er nicht in seiner Bibliothek oder im Salon ist, frag den Butler! Ich habe mich letzte Nacht um Sinn und Verstand gevögelt, also sei so gütig, und lass mich schlafen, ja?«

Mit diesen Worten rollte sie sich auf den Bauch, so dass sie Juliette ihr nacktes Hinterteil entblößte, das von roten Striemen überzogen war.

Juliette zog die Tür zu und rannte nach unten. Schon öfter waren Mädchen wortlos von hier fortgegangen. Sie führten eben ein unstetes Leben. Aber Fleur wäre niemals verschwunden, ohne mit ihr zu sprechen und ihr Lebewohl zu sagen.

Unten an der Treppe begegnete sie Agnes, deren Augen glasig und müde wirkten. »Hast du Fleur gestern Abend oder heute Morgen gesehen?«

Agnes gähnte. »Sie ist weg.«

»Was meinst du mit ›weg‹? Wohin ist sie gegangen?«

»Keine Ahnung. Frag Monsieur«, antwortete Agnes. »Er ist mit Monsieur Arlette oben in seiner Bibliothek.« Als sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr strich, bemerkte Juliette etwas Silbernes an ihrem Ohrläppchen.

»Das sind Fleurs Ohrringe«, stellte Juliette fest und packte Agnes am Arm.

Diese entwand sich ihr und ging weiter die Treppe hinauf. »Monsieur hat gesagt, ich darf mir alles von ihren Sachen nehmen, was ich will. Das Mädchen hat wahrlich Dusel gehabt. Kaum wird sie aus der Küche befördert, muss ihr schon ein Verehrer einen Antrag gemacht haben. Ich schätze, Monsieur hat ihr aus Eifersucht nicht erlaubt, etwas von dem Schmuck mitzunehmen, den sie von anderen geschenkt bekam.«

Juliette machte auf dem Absatz kehrt und eilte die Treppe wieder hinauf. In ihrer Hast wäre sie beinahe gestürzt.

Steckte Valmont hinter Fleurs Verschwinden? War er so neidisch auf ihre Freundschaft gewesen, dass er sie fortschickte?

Aus der Bibliothek klangen ihr Männerstimmen entgegen. Sie blieb vor der Tür stehen und lauschte. Dem Klang nach war Monsieur Arlette bester Dinge.

»Ihnen gefiel, was wir schickten«, äußerte er begeistert. »Sie haben eine weitere Sendung geordert, und das danken wir der Phylloxera.«

»Der wir sonst wahrlich nicht dankbar sein können«, entgegnete Valmont gereizt.

»Warum hängst du der Vergangenheit nach, wo unsere Zukunft so strahlend scheint?«, fragte Arlette tadelnd. »Unsere Fabrik in Pontarlier kann mit der neuen Nachfrage kaum mithalten. Je mehr Weinberge der Pest zum Opfer fallen, umso rarer und kostspieliger werden die Weine. Und wir sind mit unserer Idee, Absinth als Ersatz anzubieten, allen Konkurrenten voraus. Unser Geschäft kann gar nicht anders als florieren.«

»Wer hätte gedacht, dass die Phylloxera uns am Ende zugute kommt?«, sagte Valmont etwas munterer. »Anscheinend wird mein Familienvermögen bald wiederhergestellt sein.«

Juliette hörte, wie die Männer auf ihren Erfolg anstießen. Sie prüfte, ob irgendjemand sie beim Lauschen ertappen könnte, ehe sie ihr Ohr dichter an die Tür lehnte.



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