Alpha Helix - Schwingen der Nacht (German Edition) by Lara Steel

Autor:Lara Steel [Steel, Lara]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-01-08T23:00:00+00:00

Hawk

Als Revenge endlich aus dem Behandlungszimmer kam, fuhr Hawk herum.

„Und?“

„Die körperlichen Verletzungen sind nicht bedrohlich. Und die Naht hält auch. - Ich habe ihr etwas gegeben, damit sie schlafen kann.“ Sie schüttelte unzufrieden das Gesicht. „Aber es wäre wirklich begrüßenswert, wenn in nächster Zukunft niemand versuchen würde, sie umzubringen. Sie ist taff, das haben wir alle gesehen, aber das … war zu viel.“

Hawks Kopf sank auf die Brust. Das Wissen, dass Shelley all das erleben musste, weil sie ihn kannte, weil er sie mochte, brach ihm schier das Herz.

„Wir hätten sie niemals zu Blake lassen sollen. Ich hätte das nicht zulassen dürfen!“

„Frauen kannst du nichts verbieten, Junge!“ Caleb warf ihm einen bedauernden Blick zu. „Aber Revenge hat Recht. Shelley kannte bisher nur Cupcakes und Kaffee, und jetzt sieht sie, wie du einen Mann in Stücke reißt und wird selbst zweimal fast umgebracht und vergewaltigt.“

Hawk ballte die Fäuste. „Ich hatte nie das Bedürfnis, jemanden zu töten. Aber seit dem ersten Angriff auf Shelley …“

„Fühlst du dich schlecht deswegen?“

„Nein.“

„Du bist ein Raubtier, genau wie ich. – Du hast nur so lange mit deiner Mutter zusammenleben können, um deine Menschlichkeit zu entdecken. Aber jetzt, wo es nötig ist, tötest du, ohne zu zögern.“

Caleb traf es auf den Punkt. Das konnte er nicht abstreiten.

„Du darfst nur nicht vergessen, Shelley zu zeigen, dass du immer noch du selbst bist.“

„Aber ich habe es doch nur getan, um sie zu retten.“

„Und das weiß sie“, stimmte Revenge beschwichtigend zu. „Aber zu wissen, dass du jemanden getötet hast, um sie zu beschützen, ist etwas ganz Anderes, als es mit eigenen Augen zu sehen. Wir sind Menschen, Hawk. Und es ist mindestens genauso verstörend, wenn man brutal angegriffen wird, wie wenn dieser Angreifer dann ebenso brutal getötet wird. – Sie braucht Zeit; für sich, aber auch etwas Zeit mit dem Jungen, dem sie nachts immer Kaffee serviert hat, verstehst du?“

Er nickte niedergeschlagen. „Ja, klar. Ich … verstehe.“

„Gut, dann tu mir einen Gefallen und geh duschen!“

Erst jetzt dachte Hawk daran, wieviel Blut er an sich haben musste.

„Und bitte zieh dir Schuhe an. Caleb hat dir welche bestellt. Sonst sieht mein schöner Holzfußboden bald aus wie das zerfurchte Gesicht einer Neunzigjährigen.“

„Tut mir leid.“

„Kein Problem. Mary-Anne renoviert gerne.“

„Und wenn du geduscht hast, kommst du bitte ins Büro? Die beiden Kerle bei Blake waren offenbar keine Menschen und ich würde gerne mit meiner Mutter die Akten wälzen, wer sie erschaffen haben könnte. Sie hat alles archiviert und kennt sich damit am besten aus.“

Hawk stimmte zu und schlich sich ins Bad, möglichst ohne Blutspuren zu hinterlassen.

Er war zwar auch ziemlich zerkratzt, aber es gab keine wirklich tiefe Wunde; nichts, was seine außergewöhnlich guten Selbstheilungskräfte und eine heiße Dusche nicht unter Kontrolle bringen konnten.

Tatsächlich war es sehr wohltuend, endlich all den Schmutz und das Blut von sich abzuwaschen.

Ob Shelley das ebenfalls helfen würde? Er hoffte es. Und dass sie ihm würde vergeben können, das hoffte er noch mehr.

Wenn er ehrlich war, hatte er Angst, ihr in die Augen zu sehen und festzustellen, dass sie ihn ansah, als wäre er jemand anderes.

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