Alpha Helix - Dunkles Verlangen (German Edition) by Lara Steel

Alpha Helix - Dunkles Verlangen (German Edition) by Lara Steel

Autor:Lara Steel [Steel, Lara]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-07-25T23:00:00+00:00


VI

In Rekordgeschwindigkeit hatte Caleb das Motelzimmer und das blutige Chaos darin geräumt, Revenge geschnappt und war ins Taxi gesprungen, das die beiden umgehend zu einem Gebrauchtwagenhändler gefahren hatte.

Revenge hatte nicht gefragt, woher Caleb das Bargeld hatte, mit dem er den schlichten Ford in aschgrau kaufte, aber vermutlich war es für jemanden wie ihn nicht schwer, an Bargeld zu kommen.

Obwohl er den Kragen aufgestellt hatte, um das weiche Fell in seinem Nacken zu verbergen, und seine Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt hielt, hatte der Händler während der kurzen Kaufpreisverhandlungen am ganzen Körper gezittert. Um seine Panik zu wittern, hatte man wirklich keine besonderen Fähigkeiten nötig.

Als sie endlich im vollgetankten Wagen Richtung Stadtgrenze unterwegs waren, sah Revenge ihn über den Rückspiegel an. Caleb hatte ihr aus Decken und zwei Jacken dort eine Art Bett arrangiert.

„Wohin müssen wir denn?“

Als er sie im Spiegel ansah, lag Zweifel in seiner Miene. „Willst du mich denn immer noch begleiten?“, fragte er. „Nachdem du … das gesehen hast?“

„Du meinst, nachdem ich gesehen habe, wie du uns das Leben rettest?“

„Deinen unempfindlichen Magen in Ehren, Revenge. Aber ich hab die Leute ja nicht gerade mit dem Elektrotaser ausgeschaltet. Ich habe sie …“

„Zerfleischt?“

Er zögerte kurz. „Genau.“

„Ich bin Ärztin. Ich kann Blut sehen.“

„Darum geht es nicht, verdammt!“

„Worum geht es denn dann?“

„Was du bei einem Monster wie mir willst!“

Er rief den Satz regelrecht aus. Und in der Stille, die darauf folgte, war beiden klar, dass er sich diese Frage schon seit Tagen stellte.

„Du bist kein Monster. Jedenfalls nicht für mich.“ Sie verschränkte die Hände ineinander, so gut es ging und sah wieder zu ihm auf. „Du bist, was die Menschen aus dir gemacht haben. Du kannst nichts dafür! Und du hast es dir nicht ausgesucht. Ich bin nicht dumm, Caleb, ich weiß, dass du tötest. Aber du willst es nicht, und das allein zählt für mich.“

Er hielt ihren Blick etwas zu lange fest, wenn man bedachte, dass er sich gerade auf den Highway einfädelte.

„Da ist noch ein Gedanke“, sagte er dann. „In dir. Ein Zweifel. Etwas, das all das Gesagte, relativiert, obwohl ich dir glaube, dass du es auch so meinst. Was ist es?“

Revenge atmete tief durch. „Ich habe mich gefragt, ob … du schon einmal ein Kind getötet hast?“

Sie brauchte nicht extra hinzuzufügen, wie sehr sie der Gedanke ängstigte; wie sehr er sie abschreckte und beklemmte; und das es das Schlimmste war, das sie sich vorzustellen vermochte.

Caleb sah zurück auf die Straße und beschleunigte auf der regennassen Fahrbahn.

Er schwieg so lange und wirkte so gequält, dass Revenge die Antwort bereits ahnte.

„Einmal haben sie ein Kind in den Raum gebracht, in dem sie mich festhielten.“ Seine Stimme war leise. „Ein Mädchen. Vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Sie war schmutzig im Gesicht, als würde sie auf der Straße leben. Ihre Kleider waren zu klein und ihre Augen riesig in dem schmalen Gesicht. – Ich war elf.“

Revenge strich über ihre Naht und zwang sich, sich nicht abzuwenden. „Die Mordlust flammte auf; wild und dunkel. Sie war ein schmerzhaftes Pochen in meiner Brust, dem ich nachgeben wollte.



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