Alfons Zitterbacke by Gerhard Holtz-Baumert

Alfons Zitterbacke by Gerhard Holtz-Baumert

Autor:Gerhard Holtz-Baumert [Holtz-Baumert, Gerhard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Der Kinderbuchverlag Berlin
veröffentlicht: 1977-06-06T04:00:00+00:00


Zu unserer Scheune mußten wir drei Kilometer marschieren. Nach dem ersten Kilometer trug Harry meinen Koffer. Harry ist prima. Die anderen ärgerten sich.

Peter brummte: „Erst den Gruppenratsvorsitzenden hinfallen lassen und dann nichts tragen!“

Die Scheune steckte voll schönem Stroh. Wir brannten auf der Wiese ein Lagerfeuer ab und sangen.

Am nächsten Morgen sollte ein Geländespiel sein. Drei Gruppen mußten mit einem Kompaß einen vergrabenen Schatz suchen. Wir hatten zuerst keinen Schatz. Da sagte Bruno: „Nehmen wir doch Alfons' Koffer und verstecken den." Alle waren dafür, nur aus Schadenfreude. Ich sagte auch ja. Harry war einverstanden. Wir legten meine Sachen in eine Decke, und Luise, Polly und Simon tuschelten mit Harry. Er schickte sie mit dem Koffer weg. Das war nun der Schatz. Die drei Gruppen wurden eingeteilt. Zuerst sollte Erwin unsere Gruppe leiten. Harry hatte einen anderen Vorschlag. „Eure Suchgruppe wird Alfons Zitterbacke führen. Es ist ja sein Koffer, er hat ihn uns schließlich freiwillig zur Verfügung gestellt."

Unsere Gruppe murrte, dann stimmten sie zu. Ich war Leiter! Jede Gruppe wurde anders geschickt. Wer als erster am Kofferschatz ankam, war Sieger. Wir sollten vierhundert Schritte die Straße entlang, dann dreitausend Schritte nach Norden, von dort einen Kilometer nach Westen und dann suchen.

Ich ließ meine Gruppe antreten und abmarschieren. Wir zählten die Schritte. Jetzt ging es nach Norden. Ich nahm den Kompaß, den mir Harry gegeben hatte, aus der Hosentasche. Ich drehte ihn herum. Wo war bloß Norden? Die anderen guckten mir zu. Sie wurden ungeduldig. „Tempo!" riefen sie. „Wir verlieren zuviel Zeit." Ich zeigte nach rechts.

Bruno sagte: „Ich glaube, Norden ist woanders lang." Das glaubte ich beinahe auch, aber ich war Leiter und rief scharf: „Bruno, du sprichst gegen die Disziplin."

Da schwieg er still.

Wir mußten durch dichtes Gestrüpp und zerkratzten uns die Beine. Ich sagte: „Pioniere halten viel aus!" und zählte die Schritte. Die anderen zählten auch. Ich ließ anhalten.

„Ihr braucht nicht mitzuzählen”, sagte ich, „der Leiter zählt." Jetzt zählte ich allein. Eintausendachtundvierzig, neunundvierzig ... Erwin kreischte und sprang hinter einen Baum. Er hat den Schatz schon, riefen wir alle. Nein, sagte Erwin, ich habe eine Eidechse gesehen. Wir legten uns hin und lauerten. Vielleicht kroch sie noch einmal hier lang. Da fiel mir der Schatz ein. „Tempo! Auf! Weiter! Wir müssen weiter!"

Aber wieviel Schritte hatte ich gezählt? Achthundertzwölf oder waren es nicht zweitausendzweihundertacht gewesen? Ich hatte es wegen dieser dummen Eidechse vergessen. Ich sagte nichts davon. Auf zehn Schritte kam es doch nicht an. Plötzlich traten wir aus dem Wald und standen vor einem riesigen Roggenfeld. Hier ging es nicht weiter.

„Es sind noch dreihundert Schritte", sagte ich leise. „Wir müssen durch."

Meine Gruppe gehorchte mir nicht. Erwin zeigte mir sogar einen Piep.

„Geh ich allein", schrie ich, warum ärgerten sie mich denn dauernd! Die Roggenhalme rauschten und knickten um meine Beine.

„He, du Lauser, komm mal her!"

Neben meiner Gruppe stand ein Mann. Ich ging zurück. Vielleicht wußte er, wohin wir gehen sollten. Er ließ mich nicht zu Wort kommen.

„Du willst Pionier sein? Weißt nicht, was volkseigen ist? Zertrittst das Brot!“

Ach, was der mir alles erzählte. Es war der Brigadier von der LPG.



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