Albträume - Nightmares and Dreamscapes by Stephen King

Albträume - Nightmares and Dreamscapes by Stephen King

Autor:Stephen King [King, Stephen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-13T16:00:00+00:00


Regenzeit

Als John und Elise Graham schließlich den Weg in das kleine Dorf fanden, das wie ein Sandkörnchen in der Mitte einer fragwürdigen Perle im Zentrum von Willow, Maine, lag, war es schon halb sechs Uhr nachmittags. Das Dorf lag keine zwei Meilen von Hempstead Place entfernt, aber sie waren unterwegs zweimal falsch abgebogen. Als sie schließlich auf der Main Street anlangten, waren sie beide verschwitzt und gereizt. Die Klimaanlage des Ford hatte auf der Fahrt von St. Louis den Geist aufgegeben, und die Außentemperatur schien bei vierzig Grad zu liegen. Natürlich war es in Wirklichkeit längst nicht so heiß, dachte John Graham. Wie die Alten sagten, lag es nicht an der Hitze, sondern an der Luftfeuchtigkeit. Ihm war, als könnte man heute einfach die Hände ausstrecken und die Feuchtigkeit aus der Luft wringen. Der Himmel über ihnen war klar und strahlend blau, aber wegen der hohen Luftfeuchtigkeit dachte man, es müsste jeden Moment anfangen zu regnen. Scheiß drauf – es schien, als regnete es schon.

»Da ist der Laden, von dem uns Milly Cousins erzählt hat«, sagte Elise und deutete darauf.

John grunzte. »Sieht nicht gerade wie ein Supermarkt der Zukunft aus.«

»Nein«, stimmte Elise vorsichtig zu. Sie waren beide vorsichtig. Sie waren seit fast zwei Jahren verheiratet und immer noch sehr ineinander verliebt, aber die Fahrt von St. Louis quer durch das Land war lang gewesen, zumal in einem Wagen mit defektem Radio und ausgefallener Klimaanlage. John hoffte sehr, dass sie den Sommer hier in Willow genießen würden (warum auch nicht, solange die Universität von Missouri die Rechnungen bezahlte), aber er glaubte auch, dass sie mindestens eine Woche brauchen würden, bis sie sich eingewöhnt und eingelebt hatten. Und wenn das Wetter derart knallheiß wurde wie jetzt, konnte man im Handumdrehen in Streit geraten. Keiner der beiden wollte so einen Start in den Sommer.

John fuhr langsam die Main Street entlang in Richtung des Einkaufszentrums von Willow. An einer Ecke der Veranda hing ein rostiges Schild mit einem blauen Adler darauf, und er begriff, dass dies gleichzeitig das Postamt war. Im Nachmittagslicht machte der Markt einen verschlafenen Eindruck, nur ein einziges Auto, ein klappriger Volvo, parkte neben der Werbetafel für italienische SANDWICHES • PIZZA • LEBENSMITTEL • ANGELSCHEINE, aber verglichen mit dem Rest der Stadt wirkte es noch relativ lebendig. Im Schaufenster blinkte eine Neonreklame für Dosenbier vor sich hin, obwohl es erst in drei Stunden dunkel werden würde. Ziemlich radikal, dachte John. Ich hoffe nur, dass der Inhaber das Schild mit dem Stadtrat abgesprochen hat, bevor er es aufgestellt hat.

»Ich dachte, im Sommer wäre Maine ein Ferienparadies«, murmelte Elise.

»Nach allem, was wir bisher gesehen haben, liegt Willow ein wenig abseits der Touristenrouten«, antwortete er.

Sie stiegen aus dem Auto aus und gingen die Stufen hinauf. Ein älterer Mann mit Strohhut saß auf einem Schaukelstuhl mit geflochtenem Sitz und sah sie mit listigen kleinen blauen Augen an. Er rollte gerade eine selbst gedrehte Zigarette zusammen und ließ dabei Tabak auf den Hund krümeln, der lang gestreckt zu seinen Füßen lag. Es war ein großer, gelblicher Hund ohne erkennbare Rassenmerkmale.



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