Agenten sterben einsam by MacLean Alistair

Agenten sterben einsam by MacLean Alistair

Autor:MacLean, Alistair [Alistair, MacLean]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-11T00:00:00+00:00


Innerhalb der letzten zehn Minuten hatte Mary mindestens zehnmal auf ihre Armbanduhr geblickt. Jetzt machte sie die erst halbgerauchte Zigarette aus, an der sie nervös gezogen hatte, stand von ihrem Stuhl auf und öffnete ihre Handtasche. Sie vergewisserte sich, daß die Mauserpistole in der Tasche entsichert war, schloß die Tasche wieder und ging durch das Zimmer. Sie hatte schon die Hand auf der Klinke, bereit, das Zimmer zu verlassen, als es klopfte. Einen Augenblick zögerte sie und sah kurz auf ihre Handtasche, verzweifelt nach einer Möglichkeit suchend, sie verschwinden zu lassen. Aber es war bereits zu spät, irgend etwas verschwinden zu lassen. Die Tür öffnete sich, und ein strahlend lächelnder Hauptmann von Schlettersdorff stand im Türrahmen.

»Fabelhaft, mein Fräulein!« Er warf einen kurzen Blick auf die Handtasche und lächelte erneut, »ich habe aber wirklich Glück! Da bin ich ja gerade noch zur rechten Zeit gekommen, um Sie zu begleiten.«

»Mich zu begleiten …« Sie unterbrach sich und lächelte nun ihrerseits. »Ich habe wirklich nichts Besonderes vor. Das kann schon warten. Sie wollten mich sprechen, Herr Hauptmann?«

»Aber selbstverständlich.«

»Weswegen?«

»›Weswegen‹, fragt sie! Wegen nichts! Das heißt, wenn Sie sich selbst als ›nichts‹ bezeichnen wollen. Ich wollte Sie einfach sehen. Ist das ein Verbrechen? Sie sind das hübscheste Mädchen, das wir je hier gesehen haben …« Und wieder lächelte er, dieser Mann, der nur aus Lächeln zu bestehen schien, ergriff ihren Arm. »Kommen Sie und lassen Sie sich mal ein wenig bayerische Gastfreundschaft zeigen. Kaffee gefällig? Wir haben hier eine ehemalige Waffenkammer, die wir in ein erstklassiges Café verwandelt haben …«

»Aber … aber mein Dienst?« fragte Mary, unsicher geworden, »ich muß mich bei der Sekretärin vom Herrn Oberst melden …«

»Ach die! Die lassen Sie mal ruhig warten!« In von Schlettersdorffs Stimme lag ausgesprochener Unmut: »Wir beide haben miteinander viel wichtigere Dinge zu besprechen.«

»Haben wir das?« Es war einfach unmöglich, sich seinem bezwingenden Lächeln zu entziehen und nicht automatisch zurückzulächeln, »was denn zum Beispiel?«

»Düsseldorf!«

»Düsseldorf?«

»Aber selbstverständlich! Schließlich handelt es sich dabei auch um meine Heimatstadt.«

»Düsseldorf ist auch Ihre Heimatstadt!« Wieder lächelte sie ihn an, und als kleine Zugabe drückte sie leicht seinen Arm, »wie klein ist doch die Welt! Das wird uns beiden aber Spaß machen.«

Während sie gemeinsam fortgingen, fragte sie sich, wie es einem möglich war, nach außenhin zu lächeln und zu lächeln, während man sich innerlich wie gestorben vorkam.



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