Adam Urbas by Wassermann Jakob

Adam Urbas by Wassermann Jakob

Autor:Wassermann, Jakob [Wassermann, Jakob]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erzählung, © eBOOK-Bibliothek 2005 für diese Ausgabe
Google: gHxyOwAACAAJ
Herausgeber: Neumann
veröffentlicht: 2005-02-14T23:00:00+00:00


Urbas hob zum erstenmal die schweren Lider, und in seinen Augen war etwas Verstörtes. »Herr,« erwiderte er jäh, »das Ele-ment kann einer nicht bewältigen. Schafft’s das Auge nicht, so schafft’s auch das Maul nicht, hab ich mir gesagt. Schafft’s das Beispiel nicht, so schafft’s auch der Prügel nicht. In dem Punkt, den Sie meinen, hat die Bäuerin ihre Schuldigkeit getan. Eine Weibsperson versteht das besser. Wenn er nicht hat spüren können, daß meine Stimme auch dabei war, was war dann an ihm nutze? Wenn er nicht hat hören können, was ich ihn ohne mein Reden habe vernehmen lassen, war auch des Propheten Wort nur leerer Schall für ihn gewesen. So hab ich mir gesagt. Ich bin vor-angegangen, er hätte nachgehen können; ich bin ihm nachgegan-gen, er hätte sich umdrehn können. Er hat mich nicht gesehen, er hat mich nicht gehört. Mich widert’s, daß ich einen Menschen soll packen und ihm ins Ohr schreien: »Mensch, sei ordentlich!«

Was soll das frommen, wenn’s ihm nicht in der Art liegt? Ver-zieht einer seine Fratze zum Hohn, während andere beten, so ist er eine verlorene Kreatur. Zucht schlägt an, wo nicht an der Wurzel der Wurm schon nagt.«

»Wußten Sie denn das ganz genau?« fragte ich, und wie ich vermute, nicht ohne Schüchternheit, denn seine Worte, seine Stimme hatten finstere Wucht, »waren Sie denn von Ihrer eigenen Unfehlbarkeit so fest überzeugt?«

Er streckte den Arm über den Tisch und antwortete schwer atmend: »Wenn mein Fleisch und Blut wider mich aufsteht, so kann ich nicht mit ihm rechten wie mit einem Händler, der mich betrügt. Wenn der Same, den ich ausgestreut, mir als Schlangen-brut entgegenzüngelt, so kann ich nicht wie ein Schulmeister mit dem Bakel dreinfahren. Das hat kein Verhältnis, das hat keine Menschenwürde. Wenn einer Böses wirkt und Aberböses, auf den man die Zukunft gebaut, unabänderlich Böses, bis Haus und Hof im Schlamm ersticken, was soll man da tun? Soll man ihm die Knochen anders renken, ein anderes Hirn und Herz einblasen?«



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