Abenteuer Mekong by Andreas Pröve

Abenteuer Mekong by Andreas Pröve

Autor:Andreas Pröve [Andreas Pröve]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492958172
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-10-17T16:00:00+00:00


Jao Lan – Nebel in den Bergen bringt Glück

Während ich John auszahle, fragt er, wohin es für mich weitergeht. Nach Kunming erkläre ich ihm. Da er den Auftrag hätte, dort zwei Fotografen abzuholen, könne er mich mitnehmen, ich müsse nichts dafür bezahlen. In dieser Woche ist John also vom Schlitzohr zum Freund geworden. Schließlich hätte er mir zumindest den Preis für die Busfahrt nach Kunming dafür abknöpfen können. Er hat es nicht getan.

Je näher wir Kunming kommen, umso stabiler wird das Handysignal. Als wir noch hundertfünfzig Kilometer entfernt sind, befahren wir eine waschechte Autobahn, die so mancher deutschen den Rang ablaufen könnte. Nicht einmal die Raststätten lassen Wünsche übrig, vielleicht davon abgesehen, dass mein Euro-Schlüssel nicht in das Schloss des chinesischen Behindertenklos passt. Dass sogar ein freier WLAN-Zugang ins Internet zur Verfügung steht, haut mich um. Das nutze ich und gehe, während John mal wieder lautstark seine Nudelsuppe schlürft, mit meinem Telefon im Internet auf die Suche nach einem Hotel. Irgendwie gelange ich dabei auf der Seite go Kunming in die Rubrik »Anzeigen«. Warum nicht, denke ich mir. Ich logge mich ein, lege ein Passwort fest und bekomme Sekunden später die Bestätigung. Ich tippe: »Suche kräftigen jungen Mann mit Auto und Englischkenntnissen, der mir Kunming zeigt. Bin Rollstuhlfahrer.« Dazu gebe ich meine chinesische Telefonnummer an. Jetzt bin ich gespannt. Ein Hotel zu besorgen erübrigt sich, John meint, ich könne da wohnen, wo er die beiden Fotografen abholt. Das Hotel sei gut und billig.

Bereits eine halbe Stunde später kommt die erste SMS. Mich überrascht die Kontaktfreude. Schließlich bin ich es von Chinesen gewohnt, lediglich aus einer Sprich-mich-nicht-an-Entfernung beobachtet zu werden. Bei Textnachrichten kennen sie wohl keine Berührungsängste mehr. In Kunming sind bereits drei Interessenten auf meiner Liste.

Dass chinesische Städte in die Höhe wachsen, davon hatte ich gehört, aber wie Kunming hochgeschossen ist, erstaunt und erschreckt mich. Ich erkenne die Stadt nicht mehr wieder, finde keine Orientierung und kein Gebäude, an die ich mich erinnern könnte.

Dreihundert US-Dollar hatte ich noch in der Tasche, als ich damals 1986 in Shanghai landete. Der Dispo auf meinem Konto in Deutschland war ausgeschöpft, ich war mehr oder weniger pleite. Am Ende eines achtmonatigen Trips, der mich von Indien über Nepal, Burma, Thailand, Malaysia, Indonesien und die Philippinen führte, wollte ich China sehen. Den Heimweg durch den Ostblock plante ich mit der Transsibirischen Eisenbahn. Für ein Flugticket reichte das Geld nicht mehr. Ich musste extrem sparsam leben und, wo immer sich eine Gelegenheit bot und der Kurs gut war, schwarz tauschen. Meinen Aufenthalt in Burma finanzierte ich mit dem Erlös von eingeschmuggeltem Whisky und Zigaretten. Es gab Rückschläge: In Manila verlor ich auf dem Schwarzmarkt durch die Fingerfertigkeit eines Gauners einen Teil des Erlöses. Glück hatte ich in China, das zu der Zeit derart abgeschottet war, dass viele Provinzen out of bounds waren. Dort konnte man sein Geld auf der Straße vermehren. Es herrschten damals zwei Währungen. Ausländer bekamen für ihre Devisen FEC, Foreign Exchange Certificates, mit denen Hotels und Flugtickets bezahlt wurden und mit denen man in den Freundschaftsläden einkaufen konnte.



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