Abarat: Drei Romane in einem Band (German Edition) by Clive Barker

Abarat: Drei Romane in einem Band (German Edition) by Clive Barker

Autor:Clive Barker [Barker, Clive]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-04-21T22:00:00+00:00


SIEBENUNDDREISSIG

Der Besitzer des Hauses des toten Mannes

Mister Masper war höchstwahrscheinlich die normalste Person, der Candy während ihrer Reise durch den Abarat bislang begegnet war. Ein bisschen ähnelte er sogar einem gewissen Mr. Wippel, der in der Chickentowner Drogerie arbeitete: Beide wirkten ziemlich sanftmütig, hatten ein blasses, eher trauriges Gesicht und trugen eine runde Brille. Genau wie Wippel gingen auch Mister Masper die Haare aus (die letzten paar Strähnen waren quer über den Schädel gepappt). Er trug einen dunklen, recht abgetragenen Anzug, und auf seiner grauen Krawatte waren Essensflecken zu sehen; alles in allem bot er einen vergleichsweise kümmerlichen Anblick. Nach dem eben überstandenen turbulenten Besuch der Marapozsa Street war Candy diese sehr gewöhnliche Erscheinung jedoch überaus willkommen.

»Ich bin froh, dass du wieder da bist«, sagte er zu ihr.

»Was ist das für ein Ding? Ich hatte das Gefühl, darin gefangen zu sein.«

»Ach, das ist nur eine Antiquität, ein sogenanntes Momentan. Ich sollte es wirklich mal wegschließen, damit es keinen Schaden anrichten kann.«

»Ist die Szenerie da drinnen real?«

Masper nahm die Brille ab, zog ein weißes Taschentuch aus der Brusttasche seines Jacketts und putzte damit die Brillengläser, während er weitersprach. »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob sie real ist. Ich war schon immer der Ansicht, dass solche Fragen nicht so wichtig sind. Worauf es ankommt, das ist die Wirkung, die es auf einen hat.«

»Tja, also mir hat es nicht gefallen. Die Leute haben mich alle gefragt, wo meine Träume sind.«

»Na ja, es war doch aber alles ganz harmlos«, sagte Masper. »Du machst einen recht munteren Eindruck.«

»Ich bin es aber nicht!«, sagte Candy leicht aufgebracht. »Ich habe meine Freundin Diamanda draußen vor Ihrem schrecklichen Haus verloren. Und Sie haben mich von Letheo entführen lassen, damit ich hierherkomme. Ich mag das nicht!«

»Na, wir nehmen aber kein Blatt vor den Mund, wie?« In Maspers Stimme schlich sich erstmals ein Hauch von Grobheit. Er ging zu einem der absurd hohen und schmalen Fenster und starrte in die trostlose Landschaft von Efreet hinaus. Der Schnee fiel weiter in dichten Flocken, die vom Wind gegen die Scheiben getrieben wurden.

»Ich musste dich auf irgendeine Weise herbekommen. Falls die Methode ein bisschen unkonventionell war, bitte ich um Entschuldigung.«

»Wozu brauchen Sie mich hier? Ich kenne Sie doch gar nicht.«

»Aber ich kenne dich, Candy. Hat Letheo dich schlecht behandelt?«

»Nein.«

»Wenn er das nämlich getan hat …«

»Ich sagte, nein«, erwiderte sie. »Also, wann kann ich wieder gehen?«

»Na, im Moment wäre es wohl nicht sehr ratsam, das zu tun. Draußen ist es nämlich äußerst ungemütlich, wie du siehst.« Er ging zur Tür und rief: »Letheo! Komm mal bitte her!«

Kurz darauf erschien Letheo. Er sah völlig verändert aus. Die Kopfwunde war zwar noch nicht richtig verarztet worden, aber er hatte sich das Gesicht gewaschen und die Haare gekämmt. Er trug jetzt ein schwarzes Jackett und schwarze Hosen; das Jackett war mit silbern glänzenden Knöpfen versehen, die es bis hinauf zum Adamsapfel geschlossen hielten. Er stand an der Türschwelle und schlug die Hacken seiner glänzenden schwarzen Stiefel zusammen.

»Schau ihn dir an«, sagte Masper stolz. »Der erste Soldat einer neuen Armee.



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