4 Seasons - Garten der Liebe by Jackson Vina

Autor:Jackson, Vina [Jackson, Vina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: carl’s books
veröffentlicht: 2015-10-15T16:00:00+00:00

6

GELIEBTE UND LIEBHABER

João war eine Woche lang auf seinen Ländereien gewesen und hatte mich gefragt, ob ich während seiner Abwesenheit Zeit mit Astrid in seiner Villa verbringen könne. Er habe das Gefühl, sie brauche Gesellschaft. Er beteuerte, es sei falsch gewesen, mir nachspionieren zu lassen, mir stehe es frei, mein Leben so zu führen, wie es mir am besten gefiel. Er bat mich um Verzeihung. Zur gleichen Zeit war Raoul mit seinen Touren beschäftigt, daher musste ich mich nicht zwischen Alternativen entscheiden. Dieser Status quo war unangenehm und verhieß nichts Gutes, doch vorerst kam ich damit zurecht.

Ich versuchte, mit dem jungen Mädchen wieder ins Reine zu kommen, und hatte teilweise Erfolg. Wenn wir zusammen waren, schwelgten wir in Verspieltheit und Komplizenschaft, ob wir am Strand herumtollten, gemeinsam kochten oder ich vorgab, eine strenge Zuchtmeisterin zu sein, die sie ins Geigenspiel einführte, dabei nahm sie mich nie allzu ernst, wenn mir angesichts ihrer Ungeschicktheit der Geduldsfaden riss.

Die luxuriös ausgestattete Umgebung zur Verfügung zu haben war auch angenehm, ganz zu schweigen von den vielen Hausangestellten. Ich musste zugeben, dass meine ursprüngliche Verlegenheit, bedient zu werden, größtenteils verflogen war, und ich genoss es jetzt einfach nur, nie waschen oder staubsaugen zu müssen. Neben dem prächtigen Wetter hatte Brasilien etwas an sich, das eine unbeschwerte Form der Faulheit und Trägheit auslöste, an die ich mich allmählich ziemlich gewöhnte. Ausschlafen am Morgen ohne einen Mann neben mir, der mich ablenkte, mit frisch gepressten Obstsäften und kühlen Steinböden unter meinen nackten Füßen den Tag begrüßen. Und vorerst musste ich nicht unbedingt auf meine schrumpfenden Mittel zurückgreifen.

Ich bestand darauf, dass Astrid mindestens eineinhalb Stunden am Tag ihre Tonleitern und jedes Musikstück übte, das sie gerade einstudierte, bevor sie an den Strand gehen durfte. Sie protestierte, die Geige sei doch nur ein Hobby und sie habe nicht den Wunsch, eine professionelle Musikerin zu werden – ich hatte in einem seltenen Augenblick der Indiskretion durchblicken lassen, dass ich einmal eine solche war, und sie nahm mich nach meinem Geständnis ernster, obwohl ich darauf beharrte, dass sie es weder João noch einem ihrer Freunde gegenüber erwähnte. Bisher hatte meine Anonymität gehalten, und ich wollte sie nicht weiter aufs Spiel setzen.

Als João schließlich zurückkehrte, war er hocherfreut, da die Laune seiner Tochter sich erheblich gebessert hatte.

»Du hast so einen guten Einfluss auf sie, Summer«, sagte er, umfasste meine Taille, zog mich an sich und küsste mich liebevoll.

»Sie ist ein gutes Kind.«

»Stimmt. Ich habe sie schon lange nicht mehr so entspannt erlebt«, gab er zu.

Mühelos fielen wir wieder in unseren alten Rhythmus, der daraus bestand, dass ich ein paar Nächte in der Woche in seinem Bett verbrachte, was ich mit regelmäßigen Nachmittagen bei Raoul kompensierte, wobei ich vorgab, an einem unbekannten Projekt zu arbeiten und Astrid nicht an den Strand begleiten zu können, an den sie schnurstracks radelte, um an ihren Lieblingsplatz bei Ipanema zu gelangen, wenn sie nach der Schule die festgesetzte Zeit mit ihrem Instrument hinter sich hatte. Ich hatte Raoul mitteilen müssen, dass ich gelegentlich private Geigenstunden gab, und er bestürmte mich mit Fragen, die seine Eifersucht verrieten.

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