019 - Die Leiden eines Chinesen in China by Jules Verne
Autor:Jules Verne [Verne, Jules]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-03T16:00:00+00:00
Dreizehntes Kapitel
In welchem man die berühmte Posse »Von den fünf Wachen des Hundertjährigen« mit anhört.
»Meine Herren«, redete Kin-Fo seine beiden Leibwächter an, als der Karren am Eingang der Vorstadt von Tchong-Tcheu anhielt, »wir befinden uns nur noch vierzig Li (2 ½ geographische Meilen) von Peking entfernt, und es ist meine Absicht, hier zu bleiben, bis die rechtliche Wirkung der zwischen mir und Wang getroffenen Vereinbarung erlischt. In dieser Stadt von viermalhunderttausend Seelen wird es leicht sein, unerkannt zu wohnen, wenn Soun nicht vergiÃt, daà er im Dienste Ki-Nans, eines einfachen Händlers aus der Provinz Chen-Si steht.«
Nein, sicherlich, Soun würde das nicht vergessen! Seine Ungeschicktheit hatte ihn während der letzten acht Tage zu Pferdediensten erniedrigt, und er hoffte, daà Herr Kin-Foâ¦
»Kiâ¦Â« sagte Craig.
»Nan!« setzte Fry hinzu.
⦠ihn nicht ferner seiner eigentlichen Beschäftigung fernhalten werde. Jetzt, bei seiner Kraftlosigkeit ohnegleichen, erbat er nur die Erlaubnis von Herrn Kin-Foâ¦
»Kiâ¦Â« sagte Craig.
»Nan!« wiederholte Fry.
⦠die Erlaubnis, achtundvierzig Stunden in einem Strich auszuschlafen.
»Meinetwegen acht Tage lang!« antwortete Kin-Fo auf seine Rede. »Wenn du schläfst, bin ich wenigstens vor deinem Schwatzen sicher!«
Kin-Fo und seine Begleiter lieÃen es sich nun angelegen sein, ein passendes Hotel zu suchen, woran es in Tchong-Tcheu nicht mangelte. Diese ungeheure Stadt bildet im Grunde nur einen Vorort von Peking. Die AlleestraÃe, welche sie mit der Hauptstadt verbindet, ist in ihrer ganzen Ausdehnung mit Villen, Häusern, Gehöften, Gräbern, kleinen Pagoden und lachenden Baumgruppen geschmückt; und es herrscht auf derselben von Wagen, Reitern und FuÃgängern ein unaufhörlicher, lebhafter Verkehr.
Kin-Fo kannte die Stadt schon und lieà sich nach dem »Tae-Uang-Mia«, das ist der Tempel der unabhängigen Fürsten, geleiten. Dieser besteht aus einer zum Hotel umgewandelten Bonzerie, wo jetzt Fremde ein sehr behagliches Unterkommen finden.
Kin-Fo, Craig und Fry richteten sich sogleich häuslich ein, die beiden Agenten natürlich in einem unmittelbar an den Wohnraum ihres kostbaren Klienten grenzenden Zimmer.
Soun verschwand eiligst, um in der ihm angewiesenen Ecke auszuschlafen, und ward nicht wieder sichtbar.
Eine Stunde später verlieÃen Kin-Fo und seine Getreuen ihre Zimmer, frühstückten mit gutem Appetit und fragten sich, was nun zu beginnen sei.
»Zunächst wollen wir«, schlugen Craig-Fry vor, »die Regierungs-Zeitung lesen, um zu sehen, ob sich darin ein unsere Angelegenheit betreffender Artikel findet.«
»Sie haben recht«, stimmte Kin-Fo zu. »Vielleicht erfahren wir dabei, was aus Wang geworden ist.«
Alle drei verlieÃen das Hotel. Aus Vorsicht gingen die beiden Akolythen zur Seite ihres Klienten, faÃten alle Vorüberkommenden scharf ins Auge und lieÃen niemand nahe heran. So wanderten sie durch die engen StraÃen der Stadt und gelangten nach den Kais. Hier ward eine Nummer des offiziellen Journals gekauft und aufmerksam durchgelesen.
Vergeblich! Sie enthielt nichts als das Versprechen einer Belohnung von 2000 Dollar oder 1300 Taëls für denjenigen, der William J. Bidulph den derzeitigen Aufenthaltsort des Herrn Wang aus Shanghai mitteilen würde.
»Er ist also noch nicht wieder zum Vorschein gekommen«, sagte Kin-Fo.
»Er hat folglich die ihn betreffende Anzeige nicht gelesen«, bemerkte Craig.
»Und hält sich folglich noch an seine Verpflichtung gebunden«, setzte Fry hinzu.
»Doch wo in aller Welt mag er sein?« rief Kin-Fo.
»Halten Sie sich«, fragten Craig-Fry wie aus einem Munde, »für mehr bedroht während der letzten Tage Ihrer Vereinbarung?«
»Ohne Zweifel«, versicherte Kin-Fo.
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