003 - Someone to Stay by Laura Kneidl

Autor:Laura Kneidl [Kneidl, Laura]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: LYX.digital
veröffentlicht: 2020-10-16T22:00:00+00:00

16. Kapitel

»Wie war es in New York?«, fragte meine Mom, kaum dass ich am Tisch Platz genommen hatte.

Ich hatte es gerade so pünktlich zum Abendessen bei meiner Familie geschafft, nachdem ich die letzten Stunden mit Lucien verbracht hatte. Ich trug noch immer dieselbe verwaschene Jeans und den grauen Off-Shoulder-Pullover wie im Café, da ich keine Zeit mehr gehabt hatte, mich umzuziehen.

»Großartig«, antwortete ich und schaufelte mir etwas von dem Biryani auf den Teller. Meine Mom hatte den gewürzten, gelb leuchtenden Reis extra für mich mit Gemüse statt mit Fleisch zubereitet. Dazu gab es Tikki, Laibchen aus Linsenbrei. »Der Abend war toll organisiert, und die Leute vom Verlag waren supernett. Außerdem meinte meine Lektorin, dass wir schon bald in die zweite Auflage gehen.«

Meine Mom lächelte. »Das ist wirklich toll, Aliza.«

»Ich freue mich einfach, dass es so gut läuft.«

»Wie viele Leuten waren denn auf der Party?«, erkundigte sich mein Dad und biss von einem der Dal Tikki ab.

»Es wurden fünfzig Einladungen rausgeschickt, aber es waren auch viele Leute aus dem Verlag dort.« Inzwischen hatte ich das Gefühl, bereits ein Dutzend Mal erzählt zu haben, wie die Premiere gelaufen war, aber ich durchlebte den Abend immer wieder gerne. Er hatte einen besonderen Platz in meinem Herzen, und ich konnte kaum glauben, dass mein Besuch in New York noch keine Woche her war .

Anschließend erkundigten sie sich nach meinen Prüfungen – ein Thema, das mir weit weniger gefiel. Zwar hatte ich kein allzu schlechtes Gefühl, aber ich war auch nicht selbstbewusst genug, um zu behaupten, dass ich auf alle Fälle bestehen würde, obwohl es genau das war, was meine Eltern hören wollten. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Obwohl die Woche einen besseren Lauf genommen hatte als erwartet, war ich nicht vollkommen zufrieden. Ich hatte das Gefühl, von einer Sache zur nächsten gehetzt zu sein, ohne mir für irgendetwas richtig Zeit genommen zu haben. Vor allem nicht für die Midterms.

»Es scheint, als hättest du eine wirklich aufregende Woche hinter dir«, stellte Nazia fest, wobei ein feines Lächeln, das ich nicht ganz deuten konnte und das mich irgendwie nervös machte, ihren Mund umspielte.

Nazia und ich standen uns nahe, und für gewöhnlich konnte ich in ihren Gesichtszügen lesen wie in einem offenen Buch. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander. Ich hatte herausgefunden, dass sie für den Kratzer im Holzboden im Wohnzimmer verantwortlich war, und sie wusste, dass ich mir mit dreizehn vor einem One-Direction-Konzert das erste Mal die Beine und Teile des Intimbereichs rasiert hatte. (Was hatte ich damals bloß geglaubt, was auf dem Konzert passieren würde?) Doch in diesem Augenblick war mir der Ausdruck auf Nazias Gesicht ein Rätsel.

»Ja, die letzten Tage waren sehr aufregend.«

»Und, ist diese Woche sonst noch etwas Spannendes passiert?«

Meine Gedanken wanderten zu Lucien, aber von ihm konnte ich Nazia nicht erzählen. Vor allem nicht in Anwesenheit unserer Eltern und Ammi. »Nein.«

»Sicher?«, hakte sie nach.

Ich runzelte die Stirn. »Ja, sicher. «

Einen Moment hielt sie meinen Blick noch fest, dann schnappte sie sich die Schale mit dem Biryani und schaufelte sich noch eine Kelle auf den Teller.

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