001 - Where Summer stays by Ivy Leagh

001 - Where Summer stays by Ivy Leagh

Autor:Ivy Leagh [Leagh, Ivy]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2023-04-26T22:00:00+00:00


DOCH BIN ICH BEI DIR, IST ALLES ANDERS – INKLUSIVE MIR

Levy

»Könnte ich ein bisschen mehr von den Schokokeksen haben?«

Mit einem freundlichen Lächeln reckt sich Charlie hoch zum Tresen, während die Verkäuferin am Donutstand zerbröselte Teigstückchen auf Erdbeermarmelade und Vanilleglasur streut und ihr das fettige Gebäck schließlich reicht.

Mein Blick folgt ihren Bewegungen, und ich sehe dabei zu, wie Charlie Schokostücke aus der Marmeladenglasurpampe fischt und sich genüsslich in den Mund steckt. Sie seufzt leise, dann beißt sie ein paarmal ab und streckt mir die durchgeweichte Papierverpackung entgegen.

»Magst du den Rest?« Sie grinst. »Extra mit Schokokeksen.«

Ich muss heftig schlucken. Doch dann beiße ich ein Stück ab und stopfe mir den Donut anschließend ganz in den Mund, weil Charlie mich mit strengem Blick mustert.

Zwölf Euro hat das dämliche Teil gekostet. An der Flunkyball-Arena habe ich Charlie noch erklärt, dass ich für solche Extras kein Geld übrig habe, weshalb sie den Donut ohne ein Wort bezahlt hat.

Scheiße, normalerweise ist das doch andersherum. Sollte ich Charlie nicht einladen, um, keine Ahnung, ihr zu beweisen, dass ich … für sie sorgen kann? Jetzt hat sie die versprochenen Schokokekse selbst gekauft. Das ist doch irgendwie falsch …

Ernsthaft, Levy? Es sind nur Schokokekse! Misogyner Scheißgedanke! Iss den Donut und halt die Fresse!

Trotzdem fühle ich mich scheiße deswegen.

Mit Frust im Magen knülle ich das Verpackungspapier zusammen und werfe es in einen der Mülleimer. Meine Finger sind von Marmelade und Glasur genauso klebrig wie Charlies, und deshalb kann ich nicht anders, als mir vorzustellen, ihre Hand zu meinem Mund zu führen, mit den Lippen daran entlangzustreichen und schließlich einen ihrer Finger in meinen Mund gleiten zu lassen. Ganz langsam rein und wieder raus.

Fuck! Ich muss mich zusammenreißen, weil Charlie mir anvertraut hat, dass sie selbst kleinste Berührungen überfordern könnten. Wieso muss sie mir fast im selben Atemzug erzählen, dass sie mich küssen will? Jetzt kann ich nur noch daran denken, meinen Mund auf ihren zu pressen. Es ist egal, was sie sagt oder tut, mein Hirn formt daraus sofort etwas Unanständiges. Als hätte ihr Geständnis vorhin einen Filter über meine Gedanken gelegt. Ich will Charlie küssen. Oder an ihren Fingern lecken. Oder woanders …

Reiß dich zusammen!

»Da sind noch Brösel an deinem Mund«, sagt Charlie plötzlich, und der Ausdruck in ihren blauen Augen lässt mich glauben, dass sie gerade an dasselbe denkt wie ich. Aber ich will sie nicht überfordern, was jedoch bedeutet, dass ich irgendwie meinen Kopf ausstellen muss.

Mit der flachen Hand wische ich mir schnell und unspektakulär über den Mund und reibe die Brösel mit einem stummen Seufzen an meinen Seiten ab. Ich könnte schwören, dass Charlie ein wenig enttäuscht aussieht.

Falsch. Ich bin mir sicher, dass mein Hirn ihren neutralen Gesichtsausdruck pervertiert.

Es kann echt nicht angehen, dass ich mich so verhalte. Das ist doch nicht normal!

Wenn mich irgendetwas, das Charlie in der darauffolgenden Stunde auf dem Festivalgelände tut oder von mir verlangt, auf dumme Gedanken bringt, stelle ich mir also zur Ablenkung etwas vollkommen Alltägliches vor. Ich male mir aus, wie sie morgens Milch in ihre Müslischüssel kippt und sich nach dem Frühstück gründlich die Zähne putzt.



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