Zwei Welten by Ruth Gogoll

Zwei Welten by Ruth Gogoll

Autor:Ruth Gogoll
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783956090660
Herausgeber: édition el!es
veröffentlicht: 2013-03-16T16:00:00+00:00


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»Tomaten-Mozzarella-Salat«, bestellte Renée am nächsten Tag, als Nico und sie beim Mittagessen saßen. In demselben Supermarkt, in dem Nico Renée wiedergefunden hatte.

»Nichts Warmes?« fragte Nico. »Ich muss mittags immer etwas Warmes haben, sonst sterbe ich!« Sie lachte.

»Nein, ich . . . ich koche ja noch heute Abend«, sagte Renée leise. »Dann essen . . . wir warm.« Ihre Stimme wurde zum Schluss noch leiser.

»Oh, ich . . . entschuldige«, sagte Nico peinlich berührt. Auf Informationen über Renées Zusammenleben mit Birgit konnte sie jederzeit verzichten. »Abends bin ich immer zu faul . . . ich meine, ich koche nicht, ich mache mir nur ein Brot oder wärme mir eine Pizza auf.«

»Aufgewärmte Pizza.« Renée verzog das Gesicht. »Das sollte ich mal auf den Tisch bringen.«

Was tut sie dann? Schlägt sie dich? dachte Nico wütend und erinnerte sich an ihr Gespräch mit Renée in der anderen Welt zurück. Das war wahrscheinlich äußerst realistisch gewesen, auch für diese Welt. »Du kochst bestimmt gut«, sagte sie verlegen lachend. »Dessen kann ich mich leider nicht rühmen. Hat mich nie interessiert.«

»Mich eigentlich auch nicht«, sagte Renée, »aber . . . na ja . . . irgendwann muss man es eben einfach lernen.« Das klang nicht gerade sehr begeistert. »Wenn man immer dasselbe kocht, ist es auch nicht so schlimm.«

Muss man? dachte Nico. Das erinnerte sie wirklich sehr an ihre Erlebnisse in der Heterowelt. Susanne hätte dasselbe sagen können. »Ist das nicht furchtbar langweilig?« fragte sie. »Immer dasselbe?«

»Es ist auf jeden Fall einfacher«, sagte Renée. »Und sie isst eben immer nur –« Sie brach ab. »Manche Leute mögen es, an bestimmten Tagen bestimmte Dinge zu essen«, fuhr sie dann schnell fort. »Immer zu wissen, was sie erwartet.«

Das kam Nico so fremd vor, dass sie sich nicht zurückhalten konnte zu fragen: »Bestimmte Tage? Du meinst, es gibt an jedem Dienstag dasselbe Gericht, an jedem Mittwoch ein anderes, aber auch immer dasselbe wie am vergangenen Mittwoch, und so weiter?«

»Viele Leute essen freitags Fisch, nur weil Freitag ist«, antwortete Renée trotzig. »Das ist doch nichts Besonderes.«

»Bei Katholiken vielleicht«, erwiderte Nico erstaunt. »Und auch nicht bei allen. Aber ansonsten möchte man doch lieber etwas Abwechslung. Ich möchte gar nicht vorher wissen, was auf der Speisekarte steht. Das ist immer eine nette Überraschung.«

»Manche Leute lieben Überraschungen nicht«, sagte Renée.

Nico wusste, dass Renée mit manche Leute immer Birgit meinte, aber es nicht so eindeutig sagen wollte. Und Nico wollte sie auch nicht dazu zwingen. »Ich finde, Überraschungen sind das Salz in der Suppe des Lebens«, erwiderte sie entspannt. »Zumindest die positiven.« Sie lächelte Renée zu.

»Gibt es das: positive Überraschungen?« erwiderte Renée.

Oh-oh. Das hörte sich sehr deprimiert an. Und Nico wusste zuerst nicht, was sie dazu sagen sollte. Dann fiel ihr Nathalie ein. »Du hast recht«, nickte sie. »Manche Überraschungen sind nicht positiv, und man hätte sich das besser erspart. Aber oftmals –« Sie versuchte Renée in die Augen zu schauen. »Oftmals wird das dann durch eine positive Überraschung ausgeglichen, die später folgt. Das Leben schlägt nicht immer nur nach einer Seite aus.«

»Tut es das nicht?« Renée seufzte.



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