Zorn der Meere by Falconer Colin

Zorn der Meere by Falconer Colin

Autor:Falconer Colin [Colin, Falconer]
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Vierundzwanzig Grad und drei Minuten südlicher Breite

Eine lang gezogene, schaumbekränzte Woge hob sie empor und rückte sie ein Stückchen weiter auf das Große Südland zu, das wie ein schwarzer Schatten am Horizont lag.

Francois' Herz zuckte und zog sich zusammen. Erregung übermannte ihn. Vielleicht gab es dort in dem Schattenland tatsächlich eine Möglichkeit, Wasser zu finden. Vielleicht schaffte er es danach, den Kapitän zu überreden, zu dem Wrack und der Insel zurückzurudern.

»Seltsam«, begann Halfwaack, indem er seinen Blick auf Jacobs richtete, »wir sind kaum mehr als fünfzig Meilen von der Batavia entfernt.«

Der Kapitän erwiderte nichts.

Francois schaute zu Jacobs hinüber. »Wenn dem so ist«, stichelte er, »ist die Geschichte von den sechshundert Meilen Unsinn gewesen.«

Jacobs zuckte die Achseln.

»Damit wäre endgültig bewiesen, dass Ihr auf das Houtmans Riff aufgelaufen seid«, fuhr Francois unnachgiebig fort.

»Meint Ihr nicht, das Thema wäre erschöpft?«, erwiderte Jacobs kalt.

»Welches war unsere letzte Position?«, wandte Francois sich an Claas Gerritz, der daraufhin Halfwaack fragend anschaute.

»Dreißig Grad«, knurrte dieser. »Nordnordost.«

»Die Anweisung des Gouverneurs lautete, nicht weiter als tausend Meilen nach Osten zu segeln, ehe wir uns nach Norden wenden«, erklärte Francois. »Ihr seid zu weit vorgedrungen, Jacobs, und deshalb sind wir auf dem Riff gelandet.«

»Das reicht!«, knurrte Jacobs ungehalten. »Ich lasse mich von Euch nicht eines Besseren belehren.«

»Das mag ja sein«, gab Francois zurück, »doch war es auch klug, dieselbe Haltung gegenüber dem Befehl des Gouverneurs einzunehmen?«

»Eines Tages«, hub Jacobs seufzend an, »wenn wir die Entfernung zwischen Osten und Westen so sicher zu messen wissen wie die zwischen Norden und Süden, könnt Ihr die Rolle des Kapitäns übernehmen und die Schiffe höchstpersönlich nach Java steuern, Herr Kommandeur. Bis dahin wäre es schön, Ihr behieltet das, was Ihr denkt, für Euch.«

Halfwaack schüttelte den Kopf und machte hinter Jacobs' Rücken abfällige Gesten. Die anderen Männer im Boot blieben stumm.

Als der Säugling zu weinen begann, brauste Jacobs auf. »Seht zu, dass Ihr Euer Balg zum Schweigen bringt!«, fuhr er die Mutter an.

Zwaantie berührte besänftigend Jacobs' Knie, woraufhin er sie so grob zur Seite stieß, dass sie aufschrie und um ihr Gleichgewicht rang.

Die Liebe der beiden hat offenbar nicht sehr lang gehalten, dachte Francois hämisch, ehe er sich seiner Liebe zu Lucretia entsann und den Gedanken verjagte, dass auch ihn nicht nur sein Herz getrieben hatte.

Die Gedanken des Kapitäns folgten einer ähnlichen Richtung, selbst wenn der Begriff der Liebe darin nicht vorkam.

Eine Frau ist wie die andere, überlegte er mürrisch. Man ließ sich mit ihnen ein, und schon wurden sie lästig und machten Ansprüche geltend. Aber sollten sie ruhig! An ihm hatte sich bislang noch jede die Zähne ausgebissen. Gut, auf dem Schiff hatte Zwaantie ihre Reize gehabt, doch von denen war mittlerweile nicht das Geringste mehr übrig. Ihr Haar war verfilzt und verkrustet, ihr Gesicht verbrannt, die Lippen aufgesprungen – und sie stank. Ab Batavia, beschloss Jacobs, würde Zwaantie zusehen müssen, wie sie sich fürderhin durchschlug.

Er hoffte, sie liebäugelte nicht noch immer mit dem Gedanken, er käme für sie auf und präsentiere sie womöglich dem Gouverneur.

An dieser Stelle schweiften Jacobs' Gedanken ab. Wäre es denn überhaupt angeraten, dass er den Gouverneur besuchte? grübelte er.



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