Das Herz des bleichen Mörders by Frasier Anne

Das Herz des bleichen Mörders by Frasier Anne

Autor:Frasier, Anne
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2013-01-01T00:00:00+00:00


21

Es würde schon irgendwie gutgehen. Der Gedanke hatte sich in letzter Zeit in Grahams Kopf festgesetzt.

Isobel wandte sich um und lächelte ihn über die Schulter hinweg an. Sie hatten amerikanische Geschichte, und der Lehrer dröhnte vom Bürgerkrieg. Obwohl seine Stimme monoton war, hatte Graham das Gefühl, dass ihn die Sache an sich begeisterte.

Die anderen guckten Graham immer noch komisch an, und manche schienen sogar Angst vor ihm zu haben, aber ihm war das egal.

Es würde schon irgendwie gutgehen.

Er winkte Isobel heimlich zu.

Sie blieben beide noch nach der Schule. In einer Woche war die Theateraufführung, und Alba drängte alle Mitspieler, ihre Zeilen zu lernen. Und sie hatten noch kaum mit der Bühnengestaltung angefangen. Am Wochenende würden Isobel und er in ein paar Secondhand-Läden gehen und mal sehen, ob sie eine Ausstattung zusammenbekämen. Für heute waren sie mit Alba verabredet, um zu überlegen, wie die Bühne aussehen sollte.

Jemand klopfte leise an der Tür, dann kam Rektorin Bonner in den Klassenraum und flüsterte dem Lehrer etwas zu.

»Graham Yates«, verkündete der Geschichtslehrer. »Bitte pack all deine Sachen und geh zu Rektorin Bonner in den Flur.«

Grahams Herz machte einen Salto, aber dann dachte er, dass es vielleicht auch eine gute Nachricht war. Vielleicht wollte der Richter oder sonst wer, der sich mit seinem Fall befasste, mit ihm über seine Mutter reden.

Sie gingen in Richtung des Schulbüros, als die Rektorin bedeutete, dass sie noch in einen anderen Flur sollten. »Du musst deinen Spind räumen.«

Graham erstarrte. »Was?«

»Nimm alles aus deinem Spind.«

»Was ist los? Was soll das?«

»Du musst das Spind räumen.«

Okay, sie würde es ihm nicht sagen. Aber er kannte die Antwort. Er hatte das schon erlebt.

Er drehte das Zahlenschloss, öffnete das Spind, stopfte seine Jacke, die Stricksachen und seine Hefte in seinen Rucksack.

»Ich nehme die Bücher.«

Er versuchte, in ihren Augen zu lesen, als er ihr die Bücher in die ausgestreckten Hände drückte. Sie wirkte nervös. Misstrauisch. Ein wenig enttäuscht von ihm, in erster Linie aber genervt, in dieser Lage zu sein, vor allem weil Graham sowieso von Anfang an keiner von ihnen gewesen war. Er war ein Außenseiter, den in ihre Schule aufzunehmen man sie gezwungen hatte. Und wozu? War es nicht genauso ausgegangen, wie sie gedacht hatte?

Er kannte den Blick. Er war oft genug umgezogen, war auf genügend Schulen gewesen, um ihn wiederzuerkennen.

Er knallte das Spind zu, und sie gingen zum Schulbüro, am Tisch der Sekretärin vorbei, durch eine orangene Tür, die sich hinter ihnen schloss.

Seine Mutter saß in einem Sessel und starrte ihn an.

Es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, dass noch jemand im Zimmer war. Sein alter Kumpel Polizeichef Burton.

Burton hielt seinen Hut in den Händen. Graham hatte keine Ahnung, wie man so einen Hut nannte. Er sah aus wie ein Cowboyhut, aber nicht so groß und nicht so westernmäßig. Wie auch immer er hieß, Burton klammerte sich mit seinen alten Pfoten dran. Er sah elend aus, und einen Augenblick lang tat er Graham leid.

Burton kam zu Graham und legte eine Hand auf seine Schulter. Die Zeit verbog sich, und der Raum begann zu schrumpfen.



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