Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) by Maczollek Peter & Hause Leslav
Autor:Maczollek, Peter & Hause, Leslav [Maczollek, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Münchner Verlagsgruppe GmbH
veröffentlicht: 2013-05-07T22:00:00+00:00
Die Anfänge
von Peter M.
Der Bandidos MC fand in Deutschland rasch regen Zulauf. Schon 2001 traten einzelne Chapter der Free Eagles und der Dragon MC Berlin zu uns über und bereits im Jahr 2002 fand der große National Run, das jährliche Treffen der europäischen Bandidos in Deutschland, statt. Den endlos langen Motorradkorso durch Berlin hin zum Brandenburger Tor wird wohl keiner der Beteiligten je vergessen. Und nur ein Jahr später war Deutschland erneut Schauplatz des National Run, nachdem die dänischen Behörden unser Jahrestreffen in Dänemark gewissermaßen unmöglich gemacht hatten. Das Probationary-Chapter Neubrandenburg sprang ein und richtete eine großartige Party aus. Europa und die Welt wussten, dass man sich auf deutsche Banditen zu jeder Zeit verlassen konnte.
Was uns mit Sicherheit von den Rot-Weißen maßgeblich abhebt, ist die Offenheit des Clubs gegenüber anderen Ethnien. Die Bandidos lehnen es strikt ab, Anwärter aufzunehmen, die Mitglied in einer neonazistischen Partei sind oder anderweitig rassistische Aktivitäten ausüben und diese im Club weitergeben wollen. Umso mehr tut es weh, wenn vonseiten der Behörden und auch der Medien unaufhörlich behauptet wird, unser Rockerclub kooperiere mit Neonazis. Diese Verleumdungen erreichten aus meiner Sicht ihren Höhepunkt, als auf eines unserer Berliner Clubheime Schüsse von Unbekannten abgegeben wurden.
Die Berliner Zeitung beispielsweise titelte mit der Schlagzeile: »DNA-Spur führt von NSU zu Bandidos«. Die Medien hatten ihren Coup. Jetzt sprach man nicht mehr nur von gefährlichen Rockergruppen, die im organisierten Verbrechen zu Hause waren – nun wurde sogar behauptet, die Bandidos steckten möglicherweise mit dem »Nationalsozialistischen Untergrund« NSU unter einer Decke, also der Gruppe, die für die Tötung von neun ausländischen Mitbürgern und einer Polizistin verantwortlich war. Die Bandidos und Deutschlands schlimmste und brutalste Nazigruppe in einem Atemzug – das brachte natürlich brisante und attraktive Schlagzeilen.
Was aber war wirklich geschehen? Auf einigen der Patronenhülsen wurden DNA-Spuren einer verdächtigen Person aus dem Umfeld des NSU festgestellt. Auf Hülsen, die von unbekannten Tätern stammten, die auf unser Clubheim in Wedding geschossen hatten!
Dieser Logik muss man erst einmal folgen können. Ein Täter schießt auf sein Opfer. Und wenn man am Tatort dann Patronenhülsen des Täters findet, wird das Opfer beschuldigt, zum Täterkreis zu gehören?
Ich zitiere aus dem Artikel der Berliner Zeitung vom 21.9.2012:
»Möglicherweise reichen die Spuren zum ›Nationalsozialistischen Untergrund‹ (NSU) bis hin zum Rockerclub Bandidos. Nach einer Schießerei im Juli vor einem Clubhaus der Rockergruppe wurde eine verdächtige DNA-Spur an einer Patronenhülse gefunden.
Der Kreis der Verdächtigen, die Verbindungen zum ›Nationalsozialistischen Untergrund‹ (NSU) haben könnten, wird immer größer. Ermittler bestätigen Informationen von Spiegel Online, nach denen Kriminaltechniker am 5. Juli nach einer Schießerei vor einem Rockerclubhaus der Bandidos in Wedding an einer sichergestellten Patronenhülse eine DNA-Spur entdeckten. Sie stimmt teilweise mit einer Spur auf einer Diskette überein, die im Versteck des Nazi-Trios Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe gefunden worden war.
Nach Angaben eines Ermittlers steht ein endgültiges Gutachten darüber jedoch noch aus, da die verdächtige Spur nur in Fragmenten vorhanden sei. Unklar ist, wer damals die Schüsse an der Provinzstraße abgegeben hat, bei denen zwei Bandidos verletzt wurden, die gerade ein bundesweites Clubtreffen abhielten.
Innensenator Frank Henkel (CDU) unterrichtete darüber am vergangenen Dienstag den Innenausschuss in geheimer Sitzung.
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