Zibulla – Nix für ungut! by T. D. Reda

Zibulla – Nix für ungut! by T. D. Reda

Autor:T. D. Reda [Reda, T. D.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7700-4122-0
Herausgeber: 2015 Droste Verlag GmbH, Düsseldorf
veröffentlicht: 2015-09-28T16:00:00+00:00


Kapitel 19

Um Punkt Mittag saß ich in meinem schicken Büro und starrte auf mein virenverseuchtes Smartphone. Es hatte zwei neue Nachrichten für mich. Mein Lieblingsanwalt lockte mich mit einem interessanten Auftrag, der mir ordentlich Kohle einbringen würde. Ich rief ihn vom Festnetz aus an, um zähneknirschend abzusagen. Es war nicht die Zeit, um vermeintlichen Versicherungsbetrügern die Hammelbeine lang zu ziehen. Die zweite Nachricht interessierte mich da im Moment wesentlich mehr. Sie war von einem ehemaligen Mandanten. Stefan „Stevie“ Nauth, ihm gehörte die Gastronomie in der Küppersmühle, nur zwei Getreidesilos von meinem Büro entfernt. Ich hatte ihm damals bei einem Missverständnis mit drei Polen geholfen, die irrtümlich geglaubt hatten, sie wären eine Bande und könnten Schutzgeld von ihm erpressen. Er hatte auf meine Mailbox gequatscht, dass ihn gestern Abend jemand nach mir gefragt hätte. So’n Knilch wäre mit ’nem unscharfen Foto von mir durch die Kneipen gezogen und hätte jeden gefragt, ob er den Typ auf dem Foto kenne. Natürlich hatte Stevie mich nicht ans Messer geliefert, versicherte er ausdrücklich. Aber für seine Belegschaft, insbesondere die ewig plappernde studentische Aushilfskraft Natalie, würde er seine Hände nicht ins Feuer legen. Immerhin war Stevie so clever gewesen, den Knilch zu fotografieren, ohne dass der es mitbekam. Den Schnappschuss schickte er mir per MMS.

Ich überlegte kurz, ob es sinnvoll war, mir die Datei anzusehen. Aber dann fiel mir ein, dass der Virus auch freien Zugriff auf meine Postfächer erlaubte. Also war es scheißegal. Stevies Nachricht war schon fünfzehn Stunden alt. Ich musste also davon ausgehen, dass ich nicht der Erste war, der sich das Foto ansah.

Auf Stevies Foto stand ein junger Typ, Mitte zwanzig, gut aussehend, stylish, mit Sneakers zum billigen Anzug, dazu eine hippe Kopfsocke über der Rübe, an einem Stehtisch in der Küppersmühle. Er zeigte gerade der geschwätzigen Kellnerin Natalie etwas. Er war etwa eins achtzig groß, eher hager, brachte es vielleicht auf siebzig Kilo, wenn überhaupt. Die Aufnahme war von der Seite gemacht worden, deshalb war sein leicht abstehender Ziegenbart gut zu erkennen. Ich hatte den Knilch noch nie zuvor gesehen. Aber Stevie hatte recht, was Natalie betraf. So verzückt, wie die Plappertante den hübschen Kerl anlächelte, war sie bestimmt hocherfreut, ihm helfen zu können. Wie auf Kommando schlug just in diesem Moment auf meinem Computermonitor die Software meiner Videoüberwachung Alarm. Bewegungsmelder draußen auf dem Flur aktivierten sie. Natalie hatte geplappert. Der Knilch mit dem Ziegenbart hatte mich gefunden.

Ich legte das Smartphone zur Seite und lud die 38er durch, bevor er meine Bürotür erreicht hatte. Auf dem Monitor beobachtete ich ihn. Er machte keine Anstalten, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Höflich, aber bestimmt klopfte er an die Tür. Ohne eine Reaktion meinerseits abzuwarten, rief er: „Herr Zibulla? Mein Name ist Karsten Katz. Ich bin von der RAZ. Ich würde gern mit Ihnen über Ihr Zusammentreffen mit dem ermordeten Pornostar Vicky De Winter reden. Sie wissen schon, letzte Woche Dienstag, hier auf dem Damm. Als Sie die Jungs ins Hafenbecken geworfen haben.“

Mit der Waffe zielte ich auf die Tür und behielt ihn gleichzeitig am Monitor im Auge.



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