Zenjanischer Lotus by Thorstad Raik

Zenjanischer Lotus by Thorstad Raik

Autor:Thorstad, Raik [Thorstad, Raik]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: LGBT
ISBN: 9783981522051
Herausgeber: Incubus Verlag
veröffentlicht: 2011-12-31T23:00:00+00:00


Verdeckte Karten

Gegen Mittag erreichten sie den zerklüfteten Pass, der sie in schwindelerregender Höhe über die Aschenfelder zum Bau der Bruderschaft geleitete. Kaum, dass sie den höchsten Punkt überwunden hatten, begannen die Gebirgspferde vorwärts zu streben. Sie kannten sich in dem Gelände aus und wussten, dass der heimatliche Stall nicht fern war.

Sothorn sah ihrer Ankunft mit gemischten Gefühlen entgegen. Er war nicht böse darum, dass ihre Reise endete, und freute sich darauf, zum ersten Mal nach einem Auftrag in einen angenehmen Rahmen zurückzukehren. Auch gierte er nach seiner Droge, hatten sie doch auf die Reise nur eine Phiole je Nase mitbekommen.

Dennoch, er machte sich Sorgen.

Enes‘ Beteuerungen während der letzten Tage hatten ihm nicht die Zweifel nehmen können. Wie würden Janis und Theasa tatsächlich auf das Massaker in Kasthaun reagieren? Und was würden die anderen dazu sagen, dass der große Meisterassassine versagt hatte?

Kara, Ranaia, Nouna, Varn und bei den Göttern, Geryim.

Er konnte sich den Spott in den Augen des Wargssolja bereits jetzt in den schillerndsten Farben ausmalen. Wenigstens hatte Enes ihm eine Waffe gegen allzu grobe Lästereien in die Hand gegeben: Ins Wasser gefallen, ja? Gut zu wissen.

„Reitet voraus“, schnarrte Szaprey hinter ihnen. „Ich sehe dort hinten Schwefelablagerungen.“

Bevor sie etwas erwidern konnten, wandte der Roaq sich ab. Sein Pferd schüttelte unwillig den Kopf, als er es von der kleinen Gruppe forttrieb.

Szaprey verabschiedete sich nicht von ihnen. Er ritt davon, als wären sie Fremde, die nur zufällig seinen Weg gekreuzt hatten. Sothorn kam es vor, als fliehe er vor ihnen.

Während der Rückreise war deutlich geworden, wie unwohl der Roaq sich bei ihnen fühlte. Nie suchte er ihre Gesellschaft und oft schien er von ihren Gesprächen geradezu angewidert zu sein.

Szaprey mochte ein Teil der Bruderschaft sein, aber er war und blieb von einer fremden Art. Eine Art, die in der Vergangenheit von den Menschen getrieben, gefoltert und versklavt worden war.

Blutige Legenden rankten sich um die Jagden, die man in Ethanadar auf die Roaq gemacht hatte. Man verfuhr mit ihnen nicht anders als mit einer Herde Büffel, die man jagte, um an ihr Fleisch und an ihre zähe Haut zu kommen.

Da war es kein Wunder, dass Szaprey sich nicht gern in der Nähe von Menschen aufhielt. Den aus dem Ruder gelaufenen Auftrag hatte er nach der Nacht des Übergriffs mit keiner Silbe mehr erwähnt. Was zugegebenermaßen daran liegen mochte, dass er überhaupt wenig gesprochen hatte.

Sothorn wünschte, dasselbe ließe sich von Enes sagen. Der beständige Fluss an „Geht es dir gut?“ und „Mach dir keine Gedanken!“ war auf Dauer anstrengend geworden. Insbesondere, da er sich bemühte, nicht daran zu denken, in welchem Licht er sich der Bruderschaft präsentiert hatte.

Dann war da noch das Mysterium der Nacht, die sie miteinander verbracht hatten. Sothorn war nicht sicher, was er am nächsten Morgen erwartet hatte. Anhänglichkeit? Vielleicht. Bestimmt sogar.

Er war Enes dankbar, dass es nicht dazu kam. Dass er ihn nicht unter Druck setzte, sondern es dabei beließ, ihn von Zeit zu Zeit mit einem Lächeln von der Seite zu mustern. Kein Wort hatten sie über die sinnlichen Stunden verloren.



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