Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen by Kristin Nicolaus

Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen by Kristin Nicolaus

Autor:Kristin Nicolaus
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden


Fall 10 (Deutschland)

Der Fall beschäftigt sich mit dem Erhalt einer Greifvogelart, die am Boden brütet und deren Vorkommen als „stark gefährdet“ eingestuft ist. Im Zuge landwirtschaftlicher Veränderungen ist sie selten geworden. Ursprünglich bevorzugte Brutstandorte, wie Feuchtwiesen, sind rar. Daran angepasst brüten die Vögel nun bevorzugt in Wintergetreidefeldern, in denen die Pflanzen bereits im Frühjahr einen guten Sichtschutz bieten. Mahd und Ernte finden dann aber bereits vor dem Ende der Brutzeit statt. Von den großen Maschinen werden vor allem die Jungvögel erfasst, weil sie nicht auffliegen, wenn Gefahr droht. Die LandbewirtschafterInnen haben ihrerseits kaum eine Chance das gut getarnte Nest von der Erntemaschine aus zu erkennen. Vor diesem Hintergrund gibt es in vielen Regionen Deutschlands Bemühungen, die Bodenbrüter und insbesondere ihre Nachzucht besser zu schützen. Im vorliegenden Fall ist die Naturschutzbehörde im Kreisgebiet deshalb schon lange aktiv. Im Rahmen von Vertragsnaturschutzprogrammen kooperiert sie mit LandbewirtschafterInnen (I). Es gibt eine mehr oder weniger feste Gruppe von BewirtschafterInnen, mit denen eine Zusammenarbeit stattfindet. Man kennt sich (I).

Dass nun eine neue Regelungsstruktur für den Schutz und dessen Finanzierung gefunden wurde, hat einen ganz anderen Hintergrund. In der Region stehen große Bauvorhaben an, für die – nach gesetzlicher Eingriffsregelung – Ausgleichsflächen benötigt werden. Dafür setzt der Kreis eine Agentur ein, die nach geeigneten Flächen für den Ausgleich sucht, allerdings eine Frage offen lässt: Wie kann die Langfristigkeit der Pflege solcher Ausgleichsflächen gesichert werden? Vor Ort entscheidet man sich deshalb gemeinsam mit den betroffenen Kommunen für die Gründung einer Naturschutzstiftung (I und P1). Mit ihr will man die anfallenden Aufgaben nicht nur „schlank“ – nämlich effektiv und mit geringem Personaleinsatz – umsetzen, sondern gleichzeitig die Möglichkeit nutzen, über Kreisgrenzen hinweg arbeiten zu können (I). Neben zwei Landkreisen und einer Stadt wird auch eine lokal ansässige Brauerei zum Stifter. Sie bringt sogar den größten Anteil des Stiftungskapitals ein (I). Damit lassen sich neben dem Ankauf geeigneter Ausgleichsflächen auch zusätzliche Projekte anstoßen: Umweltbildung wird gefördert und auch der Schutz der Bodenbrüter wird nun mit Stiftungsgeldern finanziert (I).

Die Vorgehensweise ist zwar simpel, erfordert aber gegenseitiges Verständnis und zusätzliche Arbeitskraft. Denn um die Nester in den Feldern ausfindig zu machen, sind häufig lange Beobachtungen nötig, nachdem die Vögel aus dem Süden zurückgekehrt sind. Die Stiftung kann diese Aufgabe allein nicht bewerkstelligen. Dafür sucht sie sich Unterstützung bei Planungsbüros, die Nester kartieren, arbeitet aber ebenso mit der regionalen Vogelschutzwarte und einem Verein zusammen, dessen Mitglieder beruflich oder hobbymäßig mit Natur- und Vogelbeobachtungen beschäftigt sind und ihre Zeit und Expertise ehrenamtlich zur Verfügung stellen (I, P2, W1 und W2). Für den Schutz der Bodenbrüter werden somit Streifgänge über die Felder notwendig. Eine erste Konfrontationssituation mit den BewirtschafterInnen, die hier aber nicht zum Problem wird: „Also wir sind noch nirgendwo […] von der Fläche geschmissen worden“. „[…] [W]eil es gibt ja Leute, die reagieren da äußerst allergisch, wenn die plötzlich jemanden auf der Fläche sehen und nicht wissen, was der da treibt“ (beide Zitate I). Hier ist das Ziel des Bodenbrüterschutzes schon allen vertraut, die Zusammenarbeit läuft schon „ewig“: „Solange wie die Wiesenweihe bei uns da ist“ (I).



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