Wolf ohne Fährte by Tony Hillerman

Wolf ohne Fährte by Tony Hillerman

Autor:Tony Hillerman [Hillerman, Tony]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955304928
Herausgeber: Edel Books
veröffentlicht: 2015-07-29T16:00:00+00:00


13

Es war schon ungefähr eine Stunde hell, als McKee das Auto den Cañon heraufkommen hörte; das Auspuffgeräusch weckte ein schwaches Echo zwischen den Klippen. Canfield hatte gesagt, daß Miss Leon einen Volkswagen fahre, und dies hörte sich wie ein Volkswagen an. Auf keinen Fall war es das tiefe Dröhnen des Autos, mit dem der Mann weggefahren war, der sich in der vergangenen Nacht ins Lager geschlichen hatte.

McKee kam aus dem Weidendickicht hervor, in dem er gelegen hatte, und machte sich für den Augenblick stark, vor dem er sich fürchtete. War das Fahrzeug, das gleich da vorn um die Ecke biegen mußte, ein Volkswagen, dann mußte er es anhalten. Und war die Fahrerin Miss Leon, würde sie vor dem furchteinflößenden Anblick eines hochgewachsenen Mannes mit zerfetztem Hemd, zerschrammtem, geschwollenem Gesicht und verletzter Hand zurückschrecken. Und dieser Mann würde ihr überdies eine wilde, völlig verrückte Geschichte auftischen und behaupten, er sei von einem Werwolf aus dem Bett gescheucht worden. Zuletzt würde ihr der Mann auch noch befehlen, den Wagen zu wenden und mit ihm aus dem Cañon zu fliehen. Denn McKee hatte stundenlang über die bevorstehende Begegnung nachgedacht – seit dem Moment, da ihm klar wurde, daß er nicht blindlings aus dem Cañon mit seiner lauernden Gefahr fliehen und Hilfe für die Suche nach Canfield holen konnte. Wenn er das tat, würde er Miss Leon unvorbereitet genau der Gefahr aussetzen, vor der er floh.

Das Auto, das um die Felsnase bog, war eine hellblaue Volkswagen-Limousine, die Fahrerin eine junge Frau mit dunklem Haar. McKee trabte den Hang hinunter auf den Packsandboden und machte ein Haltezeichen.

Der Volkswagen verlangsamte sein Tempo. McKee sah, daß ihn die junge Frau mit weiten Augen anstarrte. Dann riß sie auf einmal das Lenkrad herum, die Hinterräder wühlten den Sand auf, und der Wagen schoß an ihm vorbei.

«Miss Leon!» schrie McKee. «Halten Sie!»

Der Volkswagen hielt.

McKee lief ihm nach und zerrte am Türgriff. Abgeschlossen. Er spähte durchs Fenster. Das Mädchen hockte ängstlich zusammengeduckt auf dem Fahrersitz und starrte ihn mit entsetzten Augen im schneeweißen Gesicht an.

McKee fluchte lautlos, versuchte sein klaffendes Hemd zusammenzuziehen und klopfte behutsam an die Scheibe.

«Miss Leon», sagte er, «ich bin Bergen McKee. Ich sollte hier auf Sie warten. Das heißt, eigentlich mit Dr. Canfield zusammen.»

Das Mädchen konnte anscheinend nicht verstehen, was er sagte. Also wiederholte McKee seine Worte noch einmal laut schreiend, obwohl ihm klar war, daß auch der Mann mit der Maschinenpistole den Volkswagen gehört haben mußte und jetzt womöglich gerade auf ihn anlegte.

Das Mädchen beugte sich über den Beifahrersitz und zog den Verschlußknopf heraus; im Bruchteil einer Sekunde war McKee eingestiegen.

«Wenden Sie!» befahl er ihr. «Fahren Sie sofort aus dem Cañon hinaus!»

«Was ist denn los?» erkundigte sich Miss Leon. «Wo ist Dr. Canfield?»

«Fahren Sie!» befahl McKee noch einmal. «Wenden Sie, dann werde ich Ihnen beim Fahren alles erklären.»

Miss Leon setzte den Wagen zurück, schlug scharf ein und brachte das Auto in umgekehrter Richtung auf die Fahrspur zurück. McKee öffnete seine Tür und beugte sich weit hinaus. Er spähte aufmerksam den Cañon entlang. Nichts rührte sich. Während er überlegte, wie er beginnen sollte, sah er Miss Leon nachdenklich an.



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