Wo treffen sich die Geisterreiter? by Pestum Jo

Wo treffen sich die Geisterreiter? by Pestum Jo

Autor:Pestum, Jo [Pestum, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Der stramme Max

An diesem Freitagnachmittag herrschte Betriebsamkeit in Kaltenegg. Vor den Häusern wurde gefegt, Leute arbeiteten in den Vorgärten oder putzten die Fensterscheiben. Da und dort wienerte auch jemand an seinem Auto herum. Es schien, als wollte sich der kleine unscheinbare Ort zu Pfingsten herausschmücken.

Sibylle konnte sich zwar nicht erinnern, jemals ein Pony gesehen zu haben in Kaltenegg, dennoch schlenderten die drei durch alle Sträßchen, schauten aufmerksam hinter allen Häusern und auf allen Weiden nach und fragten auch die Kinder aus. Ponys? Keine Spur! Schafe gab es, Ziegen, Karnickel, Hühner, Enten, Gänse und einen Puter, der kullernd seine Hennen bewachte. Das war’s aber auch schon.

Sie kamen auf den Vorplatz des Sporthotels. Deutlich war zu sehen, wo an das alte Gasthaus der neue Ziegelsteintrakt mit den kupferbeschlagenen Fensterbänken und den schnörkeligen Kutscherlaternen neben dem Eingang angebaut worden war. Da parkten jetzt auch ein paar Wagen, die offenbar Gästen gehörten, die hier die Pfingsttage verbringen wollten. Die Jungen schauten sich die Kennzeichen an. BO für Bochum, KL für Kaiserslautern, COE für Coesfeld. Ein Omega und ein Volvo hatten das Kölner K.

„Warum nennt sich dieser Schuppen denn ausgerechnet Sporthotel?“ fragte Niko Sibylle. „Was soll denn daran sportlich sein? Die stemmen doch höchstens ihre Bierpötte, die Gäste.“

Sibylle kicherte. „Also, ein bißchen sportlicher geht’s hier manchmal schon zu! Busse voll Kegelvereinsfritzen und so. Im Keller gibt es auch einen Schießstand, allerdings nur für Luftgewehre. Und vergiß den Winter nicht, Niko! Wenn viel Schnee liegt, also, dann ist der Laden hier proppenvoll. Einige kommen übers Wochenende; aus Düsseldorf und Köln und Bonn fahren sie meist nur für einen Tag her. Dies ist gar kein schlechtes Skigebiet. Langlauf durch das Hochmoor zum Beispiel. Dann kommen sie auch mit ihren Brettern und Rodelschlitten bei uns am Haus vorbei, weil sie zu unserem Hausberg wollen. Die Abfahrt da runter hat’s ganz schön in sich, da hat sich schon mancher die Knochen gebrochen. Das Problem ist nur, daß es immer nur ein paar Wochen sind, wo es genug Schnee gibt. Klar, der Name Sporthotel ist reichlich übertrieben, aber jetzt weißt du, wie’s gemeint ist.“

„Ja“, sagte Niko, „jetzt weiß ich, wie’s gemeint ist.“ Er blinzelte dem Partner zu, und die Zwillingsdetektive waren sich wieder einmal wortlos einig.

Das Motiv wurde allmählich erkennbar!

„Sollen wir mal reingehen und ne Limo zischen?“ fragte Klaus und kramte in der Hosentasche. „Ich hab eins siebzig bei mir.“

Sibylle hatte auch etwas Geld dabei. Für drei Limos würde es locker reichen. Sie gingen durch die Tür des alten Gasthauses. Nur ein Tisch war um diese Nachmittagszeit besetzt, offenbar von Touristen. Der Wirt spülte Gläser und unterhielt sich mit dem Biertrinker, der am Tresen stand. Er trug eine rote Weste zu einem gelben Hemd, sein Igelhaarschnitt wirkte witzig, und die Lachfalten um seinen Mund herum ließen darauf schließen, daß er zumindest ein spaßiger Mensch war.

„Hallo, Sibylle! Welch ein seltener Gast! Hast du Herrenbesuch bekommen?“ Der Wirt kam hinter dem Tresen vor und wischte sich die Hände an dem Geschirrtuch ab, das er sich wie eine Schürze vor den Bauch gebunden hatte.



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