Winterliebe auf der Kamelien-Insel by Tabea Bach

Winterliebe auf der Kamelien-Insel by Tabea Bach

Autor:Tabea Bach [Bach, Tabea]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: beHEARTBEAT
veröffentlicht: 2018-01-15T00:00:00+00:00


3. Kapitel

Lucie wollte nichts davon wissen, das Geschirr gleich abzuwaschen, doch Rozenn krempelte die Ärmel hoch und kümmerte sich nicht um ihren Protest. Es war ausgerechnet Hendryk, der zu einem Geschirrtuch griff und beteuerte, nichts lieber tun zu wollen, als abzutrocknen, während Solenn es übernahm, das saubere Geschirr gleich wieder an seinen Platz zu räumen.

»Gefällt er dir?«, fragte Solenn so unvermittelt wie beiläufig und beobachtete durchs Fenster, wie Lucie mit den anderen Gästen über den Hof in Richtung des alten Gartens ging, um ihnen die Kamelienbäume zu zeigen.

»Er ist sympathisch«, antwortete Rozenn ausweichend und beugte sich tiefer über das Spülbecken, damit ihre Schwester nicht sah, wie sie rot wurde.

»Und er ist an dir interessiert«, fuhr Solenn fort.

Hendryk schien ihnen nicht zuzuhören, sondern sich ausschließlich den nassen Tellern zu widmen.

»Er ist Kapitän«, entgegnete Rozenn. »Und du weißt, dass jemand mit einem solchen Beruf für mich nicht infrage kommt. Woher willst du überhaupt wissen, dass er …«

»Weil er es mir gesagt hat«, unterbrach ihre Schwester sie. »Brioc schwärmt schon lange für dich.«

»Brioc?«

Rozenn fuhr herum und sah Solenn erschrocken an. Dass Spülwasser von ihren Händen auf ihr Kleid tropfte, bemerkte sie gar nicht.

Solenns Augen weiteten sich. »Ach so«, meinte sie verblüfft. »Du meinst …«

»Ihren König meint sie natürlich«, mischte sich auf einmal Hendryk ein. »Das sieht doch jeder, dass die beiden viel besser zusammenpassen. Rein optisch …«

»Frag in diesen Sachen niemals einen Maler«, unterbrach Solenn ihn gutmütig. »Er ist imstande, dich rein nach der äußeren Erscheinung zu verkuppeln.«

Hendryk lachte und entblößte eine Reihe makelloser Zähne. Rozenn wurde bewusst, dass sie dem Niederländer bislang noch kaum Beachtung geschenkt hatte. Sie schätzte ihn ein wenig älter als Solenn, trotz seines jungenhaften Aussehens. Er war rotblond wie sie, sein Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Um den Mund trug er einen sorgfältig gestutzten Bart, der auch sein Kinn bedeckte.

»Das Äußere ist ein Abbild des Inneren«, bemerkte er.

Rozenn musste über seinen leichten Akzent lächeln.

»Maart ist verlobt«, erklärte Solenn mit ungewohnt sanfter Stimme. »Obwohl mir Brioc verraten hat, dass er sich von seiner Braut trennen wird. Das ist es, was er meinte, als er sagte, er gehe durch eine schwierige Phase. Offenbar hat er in den Monaten auf See festgestellt, dass er sie nicht genug liebt.«

»Das alles interessiert mich nicht«, erklärte Rozenn eine Spur zu brüsk und wandte sich wieder dem Spülbecken zu. »Wie gesagt, ein Kapitän kommt für mich nicht infrage.«

Und warum klopfte dann ihr Herz so heftig? Warum hatte sie für einen Moment gedacht, sich setzen zu müssen, als sie von Maarts Verlobter gehört hatte? Warum erleichterte sie die Information, dass er die Beziehung beenden wollte? Vergiss es, versuchte sie sich zu befehlen. Und bereute, nicht mit ihren Eltern aufs Festland gefahren zu sein.

»Sei mir nicht böse«, sagte Hendryk, »aber ich glaube dir kein Wort. Ihr beide seid füreinander gemacht. Nicht wahr, Solenn? Das sieht doch ein Blinder!«

Solenn antwortete nicht. Noch eine ganze Weile konnte Rozenn den Blick ihrer Schwester in ihrem Rücken förmlich spüren.

Ein plötzlicher Regenguss spülte Lucie und die anderen Gäste im nächsten Moment klatschnass wieder ins Haus.



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