Winter der Welt: Die Jahrhundert-Saga. Roman by Ken Follett

Winter der Welt: Die Jahrhundert-Saga. Roman by Ken Follett

Autor:Ken Follett [Follett, Ken]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Historische Romane
ISBN: 9783404169993
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-08-13T20:00:00+00:00


Um halb drei stand Wolodja vor dem ehemaligen Wertheim-Kaufhaus am Leipziger Platz, das wie so viele jüdische Geschäfte und Konzerne von den Nationalsozialisten »arisiert« worden war. Mehrmals patrouillierte er das Areal und hielt nach Männern Ausschau, die Polizisten in Zivil sein könnten. Er war sicher, nicht verfolgt worden zu sein, blieb aber wachsam, denn ein zufällig vorbeikommender deutscher Agent könnte ihn erkennen und sich fragen, was er im Schilde führte. Ein so belebter Ort wie der Leipziger Platz war zwar eine hervorragende, aber keineswegs perfekte Tarnung.

Noch immer zerbrach er sich den Kopf über das Gerücht, dass die Wehrmacht die Sowjetunion angreifen wolle. Wenn es stimmte, würde Wolodja nicht mehr lange in Berlin sein und ins Hauptquartier der GRU in Moskau zurückkehren. Er freute sich schon darauf, Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Anja, seine Schwester, hatte Zwillinge bekommen, die er noch nie gesehen hatte. Außerdem konnte er ein bisschen Ruhe vertragen. Seine verdeckte Arbeit bedeutete eine ständige Belastung: Es galt, Gestapo-Agenten abzuschütteln, Geheimtreffen abzuhalten, Spione zu rekrutieren und ständig vor Verrätern auf der Hut zu sein. Ein, zwei Jahre im Hauptquartier kämen Wolodja da sehr gelegen – vorausgesetzt, die Sowjetunion hatte so lange Bestand. Als Alternative wäre er gern auf einen anderen Auslandsposten gewechselt. Nach Washington, zum Beispiel. Wolodja hatte immer schon einmal Amerika sehen wollen.

Er zog ein zerknülltes Papiertaschentuch aus der Tasche und warf es in einen Mülleimer. Eine Minute vor drei zündete er sich eine Zigarette an, obwohl er nicht rauchte. Das brennende Streichholz warf er so in den Mülleimer, dass es genau auf dem Papiertaschentuch landete. Dann ging er davon.

Augenblicke später rief jemand: »Feuer!«

In dem Moment, als alle auf die Flammen starrten, die aus dem Mülleimer schlugen, hielt ein Taxi vor dem Kaufhaus, ein schwarzer Mercedes 260D. Ein gut aussehender junger Mann in der Uniform eines Luftwaffenoberleutnants sprang heraus. Noch während der Oberleutnant den Fahrer bezahlte, stieg Wolodja in den Wagen und knallte die Tür hinter sich zu.

Auf dem Boden des Taxis, wo der Fahrer sie nicht sehen konnte, lag eine Kopie des Stürmer, der übelsten Hetzzeitung der Nazis. Wolodja hob die Zeitung auf, las sie aber nicht.

»Irgendein Trottel hat einen Mülleimer in Brand gesteckt«, sagte der Fahrer.

Wolodja ging nicht auf die Bemerkung ein. »Zum Adlon, bitte«, sagte er, und das Taxi fuhr los.

Wolodja blätterte durch die Zeitung. Zwischen den Seiten steckte ein beigefarbener Umschlag. Am liebsten hätte er ihn auf der Stelle geöffnet, zwang sich aber, damit zu warten.

Am Hotel stieg er aus, ging aber nicht hinein. Stattdessen spazierte er durch das Brandenburger Tor und in den Park dahinter. Die Bäume trugen frische Blätter. Es war ein warmer Frühlingstag, und viele Spaziergänger waren unterwegs.

Die Zeitung brannte förmlich in Wolodjas Hand. Schließlich fand er eine abgelegene Bank und setzte sich. Er schlug die Zeitung auf, öffnete verstohlen den beigefarbenen Umschlag und zog ein Dokument heraus. Es war ein Durchschlag, getippt und ein wenig verblasst, aber lesbar. Die Überschrift lautete:

Weisung Nr. 21

Fall Barbarossa

Friedrich Barbarossa war der deutsche Kaiser, der im Jahre 1189 den Dritten Kreuzzug angeführt hatte.

Der Text



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