Wie weckt man eine Elfe? by Stewner Tanya

Autor:Stewner, Tanya [Stewner, Tanya]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-10-400879-0
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2011-10-16T16:00:00+00:00

»Gern geschehen«, flüsterte Florentine und bekam rote Wangen. Dann fiel ihr Blick wieder auf das Kaninchen auf ihrem Schoß. »Könnt ihr ihm helfen?«, fragte sie. »Seit es hierhergehüpft ist, hat es sich keinen Zentimeter mehr bewegt!«

»Hmmm …« Sockimo und Hummelbi legten gleichzeitig den Kopf schief, und ihre Flügel nahmen innerhalb eines Wimpernschlages das gräuliche Braun des Wildkaninchens an.

»Hast du Wurfmuckis Mundharmonika?«, fragte Sockimo Hummelbi.

»Wurf … wer?«, wunderte sich Florentine.

»Wurfmucki ist unsere Maulwurfelfe«, erwiderte Hummelbi, während sie ihren Rucksack absetzte und hineingriff. »Sie war die Erste, die in diesem Wald eingeschlafen ist, vor vierzig oder achtzig Jahren. Mit ihrer Mundharmonika hat sie Maulwürfe besänftigt, wenn sie sich um Reviergrenzen stritten. Sobald Wurfmucki anfing zu spielen, vergaßen die Maulwürfe, worum sie sich eigentlich gezankt hatten.« Hummelbis Augen leuchteten plötzlich auf. »Da ist sie!« Sie zog eine verkratzte kleine Mundharmonika aus ihrem Rucksack, wischte kurz daran herum, setzte sie an den Mund und begann zu spielen.

Auf Florentines Gesicht breitete sich augenblicklich ein zufriedenes Lächeln aus. Die sanften Töne, die aus dem Elfeninstrument drangen, waren wunderschön, warm und tröstlich.

Schon nach wenigen Sekunden regte sich das Kaninchen wieder. Es wackelte mit dem Kopf, blickte sich um und schien sich zu fragen, wie es auf dem Schoß eines Menschenmädchens gelandet war. Mit einem Satz sprang es auf den Boden, schnupperte noch einmal in Richtung der Elfen, drehte sich dann aber um und hoppelte davon.

»Elfen helfen!«, rief Sockimo ihm kichernd nach.

»Hat es tatsächlich vergessen, wie es auf meinen Schoß gekommen ist?«, fragte Florentine beeindruckt.

»Ja, das ist die Wirkung der Mundharmonika«, erklärte Hummelbi. »Sie lässt denjenigen, für den sie gespielt wird, alles vergessen. Und sie beruhigt!«

Sockimo stupste Hummelbi spielerisch an. »Wurfmucki hätte es nicht besser machen können.«

Hummelbi strahlte mit ihrer riesigen Zahnlücke.

Plötzlich hörten sie Schritte. Jemand kam den Feldweg entlang! Florentine wollte den Elfen schon »Versteckt euch!« zuzischen, als ihr einfiel, dass derjenige, der auf sie zukam, die beiden nicht würde sehen können.

Es war Pauline.

Florentines Gesicht verfinsterte sich.

Pauline kam mit schlurfenden Schritten den Weg entlang und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Als sie Florentine auf dem umgestürzten Baumstamm entdeckte, zuckte sie sichtlich zusammen. »Flo … ich wusste nicht, dass du hier bist«, ächzte sie und schien unschlüssig, ob sie umdrehen oder einfach vorbeigehen sollte.

Florentine starrte ihre Schwester an und wusste ihrerseits nicht, ob sie etwas sagen oder einfach schweigen sollte. Sie war immer noch sauer auf Pauline.

Sockimo piepste: »Wer bist du denn?« und musterte das blonde Mädchen interessiert.

»Das ist Pauline, Florentines Zwillingsschwester. Sie kann dich nicht sehen«, informierte Hummelbi sie, während ihr Blick beunruhigt von einer Schwester zur anderen wanderte. »Oje«, sagte sie dann, und ihre Flügel wurden augenblicklich bräunlich blassrosa, mit ein wenig Dunkelbraun an den oberen Rändern.

Sockimo winkte Pauline. »Hallo!«, rief sie strahlend. »Auch, wenn du mich nicht sehen kannst!«

»Flieg zu ihr rüber«, bat Hummelbi die Sockenelfe.

Sockimo breitete sofort die Flügel aus und surrte zu Pauline hinüber. Sie hatte viel größere Flügel als Hummelbi und bewegte sich in der Luft weitaus eleganter und schneller als die Hummelelfe. »Hallo, Zwillingsschwester!«, zirpte sie und flatterte vor Paulines Nase auf und ab.

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