Wer sich nicht wehrt... by Heinz G. Konsalik

Wer sich nicht wehrt... by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T04:00:00+00:00


7

Nach dem so unkompliziert verlaufenen ersten Tag in der Biosaturn brauchte Carola Holthusen keine Angst mehr zu überwinden, um am nächsten Tag erneut das Fabrikgelände betreten zu können. Wieder ging sie im weißen Laborkittel ungehindert an der Pförtnerloge vorbei und schwenkte sofort zu Haus 5 ab. Auf dem mit gebrannten Ziegeln gepflasterten Weg dachte sie an Dr. Schelling, der den Unwiderstehlichen spielte und offensichtlich bei anderen Frauen damit Erfolge erzielte. Gefahr sah sie nicht von ihm kommen, lediglich Unannehmlichkeiten, die man notfalls mit einer Ohrfeige beenden konnte.

In der Eingangsdiele von Haus 5 stieß sie auf Dr. Borromäus Polder, der unruhig hin und her ging. Als er Carola kommen sah, stürzte er auf sie zu und ergriff ihre Hand.

»Kommen Sie mit, schnell!« sagte er hastig. »In mein Zimmer.« Er zog sie durch Längs- und Querflure, von denen Carola später nicht sagen konnte, welche Erkennungsfarbe sie gehabt hatten, Gelb, Rot, Orange oder Blau, erreichte endlich sein Zimmer, stieß Carola hinein und schloß die Tür ab.

Schwer atmend ließ er sich dann auf einen Stuhl fallen – zweiundsechzig Jahre sind nun eben doch spürbar, auch wenn man es selbst nicht wahrhaben will – und sah Carola mit sorgenvollem Blick an.

»Warum tun Sie das?« fragte er.

»Was?«

»Sich hier einschleichen!«

»Ich habe mich nicht eingeschlichen.« Carola setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl. Sie war völlig ruhig, ganz und gar nicht erschrocken, daß man sie entdeckt hatte. Sie spürte, daß von Dr. Polder für sie keine Gefahr ausging.

»In der Personalkartei werden Sie nicht geführt, der zuständige Abteilungsleiter hat noch nie Ihren Namen gehört, und ich wette, Sie haben auch keinen Werksausweis mit Codenummer und eingeschweißtem Lichtbild.«

»Stimmt! Das habe ich nicht.«

»Sie sind also illegal hier.«

»Man könnte es so nennen …« Sie blickte Dr. Polder lächelnd an. »Wie haben Sie das herausgebracht?«

»Ich nicht. Dr. Schelling.«

»Ein Widerling! Ein eingebildeter Lackaffe.«

»Aber bei den Damen hier der Platzhirsch.«

»Geht eigentlich jede Frau mit ihm ins Bett?«

»Was man so von ihm hört, danach muß es wohl so sein. Bei Ihnen ist er auf Granit gestoßen … meine Hochachtung.«

»Und nun hat er zur Jagd auf mich geblasen?«

»Ich vermute es. Aber seien Sie beruhigt, bei mir sind Sie sicher.« Dr. Polder tastete in seinen Taschen nach einer Zigarette. »Nur eines müssen Sie mir erklären: Warum sind Sie hier? Industriespionage? So sehen Sie mir nicht aus. Ausforschung für die Konkurrenz? Auch das traue ich Ihnen nicht zu. Warum also?«

»Es geht um einen kleinen Hund und eine kleine Katze.«

»Wie bitte?« Dr. Polder starrte sie wirklich entgeistert an.

Jede andere Antwort hätte er akzeptiert – aber das hielt er für einen Scherz. »Wer Sie auch sind … die Situation ist alles andere als witzig.«

»Es ist alles sehr schnell erklärt.« Carola Holthusen pustete ein paar Haarsträhnen beiseite, die ihr beim schnellen Lauf über die Augen gefallen waren. »Ich habe einen Sohn, und Mikes ganzer Stolz, der halbe Inhalt seines Lebens, außer mir sein Liebstes auf der Welt … das war Pumpi. Ein Hund. Ein mittelgroßer Mischling, in dem man keinerlei Rasse mehr erkennen konnte. Ein schwarz-weiß-roter Hund …«

»Ein geradezu kaiserlicher Hund, was?«

»Und Mike



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