Was reg ich mich auf_! - Ein Boomer holt aus by Priol Urban

Was reg ich mich auf_! - Ein Boomer holt aus by Priol Urban

Autor:Priol, Urban [Priol, Urban]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2023-09-29T00:00:00+00:00


Ein bayerischer Problembär

Es war eine tolle WM – die Welt zu Gast bei Freunden. Gut – wenn es Farbige im Osten oder Bären in Bayern waren, da hörte es schnell auf mit der Gastfreundschaft. Erinnern Sie sich noch an Bruno? Während in Deutschlands Städten die WM ausgefochten wurde, tapste der Braunbär durch die bayerischen Alpen.

Zunächst überschlug sich der bayerische Minister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Werner Schnappauf, noch vor Freude, von wegen, der Bär sei in Bayern herzlich willkommen. Keine 24 Stunden später wurde er zum Abschuss freigegeben. Eine Willkommenskultur, die der, die den Flüchtlingen 2015 anfangs entgegen schwappte, in nichts nachstand.

Edmund Stoiber, der stets in Reden gewandete Cicero aus Wolfratshausen, fühlte sich sofort bemüßigt, einen Kommentar abzugeben, dummerweise in freier Rede. Normalerweise formuliert man ihm ja alles vor, aber da muss er wieder ein paar Journalisten gesehen haben, da ging sein Ego mit ihm durch, und er dachte sich: »Ich kann’s auch ohne Skript!«

Und wir alle wussten – nein, Edmund, das kannst du nicht. Das war ihm aber völlig egal. Bis zu dem Zeitpunkt glaubte ich noch, sein Gestammel über den Transrapid sei nicht mehr zu toppen – ich hatte mich getäuscht. Die legendär gewordene Bärenrede nahm ihren Lauf: »Natürlich freuen wir uns, einen, äh, sich normal verhaltenden Bär in Bayern zu haben. Und der … Bär, im Normalfall, ich muss mich ja auch … äh … auch Werner Schnappauf hat sich natürlich hier, äh, intensiv, äh, mit äh, sogenannten Experten austausch … austauschen … äh, müssen. Nun haben wir, der normal verhaltende Bär lebt im Wald, geht niemals, äh, raus und äh, reißt vielleicht ein bis zwei Schafe im Jahr …«

Da hab ich mich schon gefragt: Wenn ein Bär nicht aus dem Wald herausgeht – seit wann geht ein Schaf in den Wald hinein? So blöd ist doch nicht einmal ein Schaf!

»Wir haben dann einen Unterschied zwischen dem normal sich verhaltenden Bär, dem Schadbär, und dem, äh, Problembär. Und, äh, es ist ganz klar, dass, äh, dieser Bär, äh, ein Problembär ist und, äh, es ist im Übrigen auch, äh, im Grunde genommen, äh, durchaus, äh, ein gewisses Glück gewesen. Der hat um ein Uhr nachts, äh, praktisch, äh, diese Hühner gerissen. Und Gott sei Dank war in dem Haus, äh, war … also jedenfalls ist das nicht bemerkt worden. Aufgrund von … äh, es ist nicht bemerkt worden. Stellen Sie sich mal vor, der war ja mittendrin, stellen Sie sich mal vor, die Leute wären raus und wären praktisch jetzt dem Bären, äh, auch praktisch begegnet, äh, was da hätte passieren können.«

Nach dieser sensationellen Rede blickte er erwartungsvoll und beifallsheischend in die Fragezeichen, in die sich die Gesichter der Journalisten vor Ort verwandelt hatten.

Um Bruno aufzuspüren und schließlich zu erlegen, schickten sie fünf finnische Elchhunde und vier norwegische Bärenfänger los, die wochenlang auf der Suche nach ihm durch den Tann streiften. Ich fragte mich: Was will ein Elchhund mit einem Bären? Und wie verständigen sich finnische Elchhunde mit norwegischen Bärenfängern? Und warum fünf Hunde, aber nur vier Jäger? Gut, das leuchtete mir irgendwann ein.



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