Vorhofflimmern by Danninger Johanna

Vorhofflimmern by Danninger Johanna

Autor:Danninger, Johanna [Danninger, Johanna]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-24T22:00:00+00:00


Vera fuhr mich umgehend zu einer Notaufnahme, um meine Verletzungen dokumentieren zu lassen. Natürlich wollte ich keinesfalls, dass meine Arbeitskollegen mich so sahen, deshalb wählten wir eine Klinik aus dem nächsten Landkreis aus. Sie beschwerte sich mit keinem Wort über die rund 40km Fahrt und ich war überaus dankbar für ihr Verständnis.

Ich versuchte mir einzureden, dass das ganze Theater doch etwas Gutes hatte. Schließlich konnte ich zum ersten Mal völlig inkognito eine fremde Notaufnahme ausspähen.

Auf den ersten Blick wirkte alles genauso wie bei uns. Auf den zweiten auch.

Hier herrschte das gleiche organisierte Chaos, dieselbe allgemeine Hektik und es gab genau die gleichen ungeduldigen Idioten im Wartezimmer, die stets darauf bedacht waren, eine kleine Revolution anzuzetteln.

In unserem Fall war der Quälgeist eine ältere Frau, mit Sicherheit bereits in der Rente, die mich langsam, aber sicher den letzten Nerv kostete. Erst hatte sie noch erklärt, dass sie sich ja eigentlich nur den kleinen Zeh gestoßen hatte, was aber auch gar nicht so schlimm war. Trotzdem dachte sie sich halt, dass sie ihn mal kurz anschauen lassen sollte. Man konnte ja nie wissen, oder?

Schon nach einer halben Stunde ging´s dann los.

Warum denn das hier so ewig dauerte?

Ob die uns denn hier drin vergessen hätten?

Seit einer Ewigkeit war keiner mehr aufgerufen worden!

Machten die hier Kaffeepause, oder was?

Dann wurde es mir zu viel…

„Haben Sie sich auch an den Augen verletzt, oder warum sind Ihnen die beiden Rettungswagen nicht aufgefallen, die vorhin an uns vorbeigefahren sind?“, fragte ich freundlich.

Alle Anwesenden hielten gespannt den Atem an. Die Frau wurde augenblicklich puterrot im Gesicht.

„Also, was erlauben Sie sich!“, entrüstete sie sich schließlich.

„Was erlauben Sie sich denn? Glauben Sie wirklich, dass ihr bekackter Kleinzeh einem Verkehrsunfall vorgezogen werden sollte?“

Sie schnappte nach Luft. „Was fällt Ihnen ein!“

„Nein, was fällt Ihnen ein! Wenn Sie an einem Sonntag nichts Besseres zu tun haben, als wegen so einem Scheissdreck in die Notaufnahme zu kommen, dann müssen Sie gefälligst warten!“

„Ach ja? Und Sie haben wohl mehr Berechtigung hier zu sein, als ich?“

„Wissen Sie, eigentlich geht Sie das überhaupt nichts an, aber ja, das habe ich sehr wohl. Ich brauche ein ärztliches Attest, weil ich gestern überfallen, zusammengeschlagen und fast vergewaltigt worden wäre“, sagte ich ernst und sah die alte Schrapnelle herausfordernd an. „Also, ich denke doch, dass mein Leiden das Ihre übertrumpft, nicht wahr? Übrigens hat es absolut keine Konsequenz, ob ihr kleiner Zeh gebrochen ist, oder nicht. Heilen muss er sowieso von selber. Schon alleine deswegen könnten Sie sich die Warterei sparen und unser aller Nerven schonen.“

Die Frau öffnete und schloss ihren Mund ein paar Mal. Dann rauschte sie mit einer ungeahnten Geschwindigkeit aus dem Wartezimmer und ward nicht mehr gesehen. Die übrigen Patienten spendierten mir einen kleinen Applaus und feierten mich kurz wie eine Heldin. Ich verteilte ein paar Kusshände und wurde dann auch schon in den Behandlungsraum geholt.

Eine erfahrene Oberärztin hatte, zu meinem Glück, Dienst und sie behandelte meinen Fall äußerst professionell und ohne unnötiges Trara. Ich wurde untersucht, fotografiert und frisch verbunden. Nach einer kurzen Diskussion ließ ich mich sogar



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