Vom Mars zur Erde by Albert Daiber
Autor:Albert Daiber [Daiber, Albert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science fiction, Mars (Planet) -- Fiction, Interplanetary voyages -- Fiction
veröffentlicht: 2012-11-30T16:00:00+00:00
âWie schade,â bedauerte der Erdensohn, âschon Nacht, und wir haben erst so wenig gesehen!â
âWir werden nach Osten fahren,â sagte da Sirian, âder Sonne entgegen. Eros dreht sich â nach Erdenzeit â in fünf Stunden und vierzehn Minuten um seine Achse. Die Dauer seiner Nacht kann also nicht mehr als zwei Stunden und sieben Minuten betragen. Diese wenigen Nachtstunden kürzen wir für uns noch um die Hälfte ab, indem wir der Sonne entgegenfahren.â
Sie fuhren nach Osten. Und über der östlichen Halbkugel, über einer ganz neuen Gegend, ging bald darauf die Sonne wieder auf. Wohl angebautes Hügelland lag jetzt unter ihnen. Es bildete eine äquatoriale Wasserscheide. Nordwärts und südwärts zogen schmale FluÃläufe bis in die winzigen polaren Meere. Ungefähr ein Viertel des kleinen Weltkörpers war mit Wasser bedeckt, drei Vierteile bestanden aus Festland. Höhere Berge waren auf der östlichen Halbkugel nicht vorhanden.
Sirian brachte das Luftschiff noch mehr zum Sinken.
âWir wollen Umschau halten nach lebenden Wesen, die uns ähnlich sind,â sagte er. âDeuten doch die bebauten Felder zur Genüge darauf hin, daà Eros bewohnt ist.â
Alle Insassen des Luftschiffes schauten gespannt durch die Gondelluken abwärts. Und wirklich, da unten rotteten sie sich zusammen, die Bewohner dieses winzigen Weltkörpers. Wie abwehrend erhoben die einen die Arme, andere ballten die Fäuste und schüttelten sie gegen das Luftschiff. Verwünschungen, in einer eigentümlich rauhen Sprache ausgestoÃen, trafen das Ohr der Reisenden. Trotzdem sank das Luftschiff weiter. Deutlich konnte man jetzt die teils ängstlichen, teils zornigen Gesichter der in grobe, aber bunte Gewebe gehüllten Leute erkennen, Männer, Frauen und Kinder. Es waren groÃe, stattliche Gestalten, ebenmäÃig gewachsen, mit reichem Haar, das den Männern bis auf die Schultern hing, während die Frauen das ihrige im Nacken zu einem Knoten geschlungen trugen.
âWo sind denn ihre Wohnungen?â fragte Fridolin. âVergeblich schaue ich nach Häusern aus.â
âSiehst du nicht dort, in die Hügelreihen eingebrochen, jene rechteckigen Ãffnungen?â rief Uschan. âOffenbar sind das die Eingänge zu einer Art von Höhlenstadt, wohl zum Schutze gegen den auÃerordentlich langen, strengen Eroswinter errichtet.â
âAlso bloà Höhlenbewohner,â sagte Fridolin im Tone des Bedauerns.
âLieber Freund, bedenke, daà die Bahn dieses kleinen Planeten in der Zeit seiner Sonnenferne noch jenseits der Bahn unseres Lichtentsprossenen liegt, daà Eros den eisigen Weltraum zwischen Mars und Jupiter durcheilt, wo ihn die Sonnenstrahlen so schräg treffen, daà kaum ein fahles, graues Licht, ohne wärmende Kraft, seine kurzen Tage erhellt. Du kennst die eisigen Temperaturen des Weltraumes. Ihnen ist Eros auf seiner stark exzentrischen Bahn, nach Erdenmaà gemessen, nahezu ein Jahr lang ausgesetzt. Wunderst du dich noch, daà seine Bewohner lieber im Innern ihres Bodens Schutz und etwas Wärme suchen, statt Häuser zu bauen?â
Fridolin wunderte sich nicht mehr. Sirian brachte jetzt das Luftschiff wieder zum Steigen.
âWir haben gesehen, was wir sehen wollten,â sagte er, âund wollen diese armen Wesen nicht länger ängstigen. Sie scheinen zwar intelligent, aber im Vergleiche mit uns noch auf einer ziemlich niedrigen Stufe der Entwicklung zu stehen.â
âAuch sie werden einst, in hunderttausend Jahren vielleicht, zur Höhe der gepriesenen Kultur des Lichtentsprossenen emporsteigen,â rief Fridolin Frommherz begeistert.
âNein, lieber Freund,â sagte Sirian, âdu irrst dich; unsere Höhe werden die Erositen nicht erklimmen.
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