Verraten by Verhoef & Escober

Verraten by Verhoef & Escober

Autor:Verhoef & Escober [Escober, Verhoef &]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-13T00:00:00+00:00


18

»Ich weiß, es ist ziemlich kurzfristig, Susan, aber der Fotograf, den wir mit Robert zusammen losschicken wollten, musste mit einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus.«

Susan lehnte an der Wand und drehte die gewundene Telefonschnur zwischen den Fingern.

»Wann geht’s los?«, hörte sie sich fragen.

»Im Prinzip morgen früh. Robert meinte, er würde etwa fünf, sechs Tage brauchen.«

Sie dachte nach. Norwegen. Da war es kalt um diese Zeit. Soweit sie sich erinnern konnte, lag in Norwegen sieben Monate im Jahr Schnee.

Die Fotografin in ihr legte automatisch eine Liste der Materialien an, die sie bei diesen Witterungsbedingungen brauchen würde. Filme mit unterschiedlicher Lichtempfindlichkeit, weil es an einem Tag düster und grau sein konnte, aber man schon am nächsten Tag oder nur wenige Stunden später mit einem strahlend blauen Himmel und blendend weißer Umgebung rechnen musste. Und sie brauchte zwei Kameras, für jede Lichtempfindlichkeit eine, denn nichts war so unökonomisch und nervtötend, wie halb belichtete Filme auswechseln zu müssen, weil einen die plötzlich veränderten Lichtverhältnisse dazu zwangen. Zusätzliche Batterien waren kein überflüssiger Luxus, auch für die Blitzgeräte. Und sie brauchte einen Reflexionsschirm, um die harten Schatten abzumildern. Ihr alter, faltbarer Schirm hatte in Australien den Geist aufgegeben, und sie war noch nicht dazu gekommen, einen neuen zu bestellen. Vielleicht konnte sie heute noch einen auftreiben. Ansonsten gab es bestimmt in Oslo ein Fachgeschäft, das einen vorrätig hatte.

»Susan, bist du noch da?«

»Ja.«

»Kann ich mit dir rechnen?«

Wieder schwieg sie einen Moment. Und wenn Sil gerade jetzt endlich so weit war, mit ihr Kontakt aufzunehmen? Wenn er mit ihr über Alice reden wollte oder über was auch immer? Wenn er sie gerade dann brauchte, wenn sie im norwegischen Hemsedal durch den Schnee pflügte, zwölf Flugstunden von ihm entfernt? Doch dann fragte eine innere Stimme zurück, wie groß wohl die Wahrscheinlichkeit wäre, dass er sich schon jetzt, so bald nach Alice’ Tod, bei ihr melden würde? Sie beschloss, ihm ihre Handynummer zu mailen. Dann wäre sie auf jeden Fall für ihn erreichbar.

»In Ordnung, Ton«, hörte sie sich zu ihrem Gesprächspartner sagen. »Ich bin ja nicht aus der Welt.«



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