Verliebt Verlobt Verheiratet - Eine Geschichte der Ehe seit der Romantik by Monika Wienfort

Verliebt Verlobt Verheiratet - Eine Geschichte der Ehe seit der Romantik by Monika Wienfort

Autor:Monika Wienfort
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag C H Beck
veröffentlicht: 2015-12-26T16:00:00+00:00


EHEPAARE ALS ELTERN

Geburt

Ehe und Elternschaft hingen im 19. Jahrhundert noch grundsätzlich, wenngleich nicht immer, zusammen. Der Anteil der Erstehen, in denen keine Kinder geboren wurden, lag bei circa zehn Prozent. Angesichts des fehlenden Wissens über Empfängnisverhütung und des Mangels an Zugang zu entsprechenden Mitteln war eine schnelle Schwangerschaft daher eine wahrscheinliche Folge der Eheschließung. Zwar wünschten sich viele Paare eine Begrenzung der Kinderzahl, kaum aber das Ausbleiben von Kindern überhaupt. Kinderlosigkeit bedeutete für viele Frauen eine schwere Belastung, zumal wenn es wie im Adel und bei manchen Unternehmerfamilien um die Zeugung eines Erben ging. Die Angst vor der Geburt kam hinzu, die Angst um das eigene Leben und das des Kindes, dann die Sorge um einen mit kleinen Kindern zurückbleibenden Ehemann. Eine der Vorgängerinnen der Queen Victoria als britische Thronerbin, Prinzessin Charlotte, war 1817 mit ihrem neugeborenen Sohn an den Geburtsfolgen gestorben. Damals wurden übrigens viele der Bewunderungsformeln erfunden, die man noch 1997, nach dem Tod von Prinzessin Diana, gebrauchte: «England’s Rose» oder «Queen of Hearts».[1]

Noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen die meisten Kinder mit der Unterstützung von Hebammen zu Hause zur Welt, Kliniken gab es nur in den großen Städten. Die Frauen der Eliten hatten die Hausentbindung nicht aufgegeben, zumal die Sterblichkeit von Müttern und Kindern in Entbindungsanstalten wegen der Infektionsgefahr hoch war. Allerdings wurde meist ein Arzt hinzugezogen. Den Höhepunkt erlebte die Klinikgeburt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den sechziger Jahren brachte so gut wie keine Frau in Deutschland ihr Kind zu Hause zur Welt. Erst in den achtziger Jahren kamen wieder Hausgeburten auf, entweder zu Hause oder in neu entstandenen Geburtshäusern. Aber der hohe Anteil der Geburten mittels Kaiserschnitt, die «Risikoschwangerschaften» von erstgebärenden Frauen über 35 Jahren und andere Risiken für Mütter und Kinder sorgen dafür, dass die Hausgeburt nicht mehr zur Norm werden kann.[2]

Neben die Geburten traten für viele Frauen die Fehlgeburten. Die vielgebärenden Frauen wie Clara Schumann, Prinzessin Victoria oder Katia Mann litten darunter, wie auch Frauen, die auf ihr erstes Kind hofften. Manche Frauen, meist aus der Arbeiterschicht, die schon mehrere Kinder hatten, fühlten sich womöglich erleichtert. An die Fehlgeburten schlossen sich häufig allgemeine Schwächeperioden an. Die Anforderungen des Familienalltags ließen jedoch nicht nach, und es kam nicht selten zu Depressionen.



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