Todesspiel by Tom Clancy

Todesspiel by Tom Clancy

Autor:Tom Clancy [Clancy, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453177604
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2013-12-06T00:00:00+00:00


Der Sänger, wenn man ihn so nennen konnte, kam zwischen den Planen und Tischen hervor, verfolgt vom rauen Gelächter und den Pfiffen einiger Marktleute, als das Lied derber wurde. Es war der Zwerg in dem schrillen Narrenkleid. Er blieb bei einem der Stände stehen, einem Obststand, der gerade abgebaut wurde, und begann, mit einer Hand ziemlich disharmonische Akkorde anzuschlagen, während er mit der anderen versuchte, einige Früchte zu ergattern. Der Obstverkäuferin, einer großen, üppigen Frau mit einem Glasauge, riss schließlich der Geduldsfaden, und sie briet dem Zwerg mit einem leeren Korb eins über.

Er fiel hin, raffte sich auf und trottete mit einem dreckigen kleinen Kichern, das an eine Zeichentrick-Kakerlake erinnerte, davon.

Megan starrte ihm hinterher. »Was war denn das?«, fragte Leif die Obstverkäuferin.

»Gobbo«, antwortete die Marktfrau.

»Wie bitte?«, fragte Megan nach.

»Gobbo. Das ist der syphilitische kleine Zwerg von Herzog Mengor. Ein schöner Spielmann ist mir das!«

»Kein Spielmann, gute Frau, nicht mit dieser Stimme«, mischte sich einer der Metzger ins Gespräch, der mit einem Viertel Rinderkarkasse auf dem Rücken vorbeikam.

»Ein Possenreißer«, fügte die Obstverkäuferin hinzu. »Und eine schöne Nervensäge. Rennt immerzu durch die Gegend, klaut und stiehlt und sucht Ärger.

Geht einem an die Röcke …«

»Ihr seid doch nur eifersüchtig, weil er Euch noch nie an die Röcke wollte, gute Frau«, machte sich ein weiterer Händler lustig, der gerade zusammenräumte.

Die Obstfrau wandte sich dem Mann zu und überschüttete ihn mit einem derartigen Wortschwall, dass er sich eilends hinter einen anderen Stand zurückzog.

Leif lachte in sich hinein und wandte sich dann wieder Attilas Wirtshaus zu. Megan stand noch einen Moment lang da und blickte in die Richtung, in die der Zwerg verschwunden war.

»Ich weiß nicht, warum«, sagte sie zu Leif, »aber er kommt mir bekannt vor …«

»Ja …« Leif sah in dieselbe Richtung und fuhr dann fort: »Ich sage dir, warum. Du hast ihn in Minsar gesehen.«

»Wirklich? Kann sein.« Dann erinnerte sie sich an die seltsame kleine Gestalt mit dem Schwert, die über den fackelbeleuchteten Marktplatz lief und dieses bizarre kleine Kichern hören ließ. Sie fröstelte leicht, ohne zu verstehen, weshalb. »Wenn er so weit weg war«, sagte sie leise, »was macht er dann auf einmal hier?«

Leif fasste sie am Arm und zog sie auf Attilas Wirtshaus zu. »Schau mal«, gab er zu bedenken, »wir waren auch so weit weg und sind jetzt hier. Daran ist nichts Ungewöhnliches.«

»Bist du sicher?«, fragte Megan. Sie betrachtete Leif, der einen nachdenklichen Gesichtsausdruck bekam. Doch langsam verwandelte sich die Nachdenklichkeit in Misstrauen.

»Ich habe so meine Zweifel«, sagte er.

»Ich auch. Aber eines nach dem anderen«, erwiderte Megan, und jetzt war sie es, die Leif am Arm fasste.

»Zweifel vertragen sich schlecht mit einem leeren Magen.«

»In Ordnung«, antwortete Leif. »Nachher haben wir übrigens eine Verabredung.«

»Ach?«

»Komm, das erzähle ich dir alles gleich. Vorausgesetzt, ich kann beim Essen überhaupt reden. Das Chili ist so scharf…«

»Wie scharf?«

»Sie benutzen es, um Drachen zur Räson zu bringen.«

»Auf geht’s. Ich bin bereit!«

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Eine Stunde später saßen die zwei allein in einer Ecke in Attilas Wirtshaus und versuchten, sich von ihrem Abendessen zu erholen. »Ich fasse es nicht, dass ich das gegessen habe«, stöhnte Megan.



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