Todesopfer by Sharon Bolton

Todesopfer by Sharon Bolton

Autor:Sharon Bolton [Bolton, Sharon]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Wilhelm-Goldmann-Verlag
veröffentlicht: 2013-06-17T22:00:00+00:00


Runen sind die Sprache des Lebens: Sie heilen, sie segnen, sie bringen Weisheit. Sie richten keinen Schaden an.

Ich fragte mich, was Melissa Gair wohl dazu gesagt hätte.

Richard hatte behauptet, dass man verschiedene Auslegungen der Runen finden könne. Dana und ich hatten den Deutungen, die das Buch lieferte, keinen Sinn entnehmen können, aber vielleicht wusste Richard ja noch andere. Ich hatte Bezirksbibliotheken in London mit weniger Büchern gesehen. Es war der größte Raum des Hauses, und jede Wand wies vom Boden bis zur Decke Regale aus dunklem Eichenholz auf, vollgestellt mit Büchern. Auf den unteren Regalbrettern türmten sich lederbezogene Kästen, jeder mit Richards sauberer, winziger Handschrift versehen. Der erste, in den ich hineinschaute, enthielt mehrere dünne Taschenbücher über den Dialekt der Shetlands. Ich traute mich nicht recht, noch in den anderen herumzustöbern. Hier drinnen angetroffen zu werden, während ich mir Bücher ansah, war eine Sache, dabei entdeckt zu werden, wie ich Kästen voller Papiere durchwühlte, war etwas ganz anderes. Dann entdeckte ich es: einen Kasten ganz unten in dem Stapel, mit der Aufschrift Runenschriften und Alphabete. In diesem Augenblick ging die Tür auf.

Ich zwang mich dazu, mich langsam umzudrehen und zu lächeln. Richard stand im Türrahmen. Er konnte gerade noch eintreten, ohne den Kopf einzuziehen.

»Kann ich dir helfen, irgendetwas zu finden?« Er war draußen unterwegs gewesen und brachte den Geruch des Moors mit. Mir fiel auf, dass er noch immer Stiefel und Jacke trug.

»Vielleicht etwas Leichtes«, antwortete ich. »Falls ich nicht schlafen kann.«

»Mrs. Gaskell ist wahrscheinlich das, was einem Liebesroman am nächsten kommt«, meinte er. »Oder vielleicht Wilkie Collins, der ist normalerweise gut in Sachen seichter Nervenkitzel.«

Ich stand auf. »Wieso hast du eigentlich nie erwähnt, dass du im Franklin Stone Hospital gearbeitet hast?«

Er zuckte nicht. »Hätte dich das interessiert?«

Ich starrte ihn an, mehr als bereit für einen Streit. »Hast du mir meinen Job besorgt? Hast du bei deinem Protegé ein gutes Wort für mich eingelegt?«

Ich beobachtete ihn genau. »Nein«, antwortete er schlicht. Ich war mir sicher, dass er log.

»Wieso hassen Kenn Gifford und Duncan einander? Was ist passiert?«

Seine Augen wurden schmal. »Kenn hasst Duncan nicht. Ich bezweifle, dass er sich seinetwegen überhaupt Gedanken macht.« Er zuckte die Achseln, als wäre die Angelegenheit zu trivial, um von Interesse zu sein. »Duncan kann manchmal ganz schön kindisch sein.«

Sein Blick löste sich von mir und richtete sich auf den Haufen Bücher, die ich auf dem Teppich hatte liegen lassen.

»Meine Bücher sind sehr sorgfältig geordnet. Ich finde es lästig, wenn jemand sie durcheinanderbringt. Ich suche dir gern alles heraus, was du brauchst.«

Ich bückte mich und hob die verstreuten Bücher auf.

»Bitte lass sie liegen. Elspeth hat Abendbrot gemacht.« Ich wusste, dass er nicht nachgeben würde, also ging ich hinaus.



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