Tod im Höllental by Astrid Fritz

Tod im Höllental by Astrid Fritz

Autor:Astrid Fritz [Fritz, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783644402478
Herausgeber: Rowohlt E-Book


Kapitel 17

Eine gute halbe Stunde warteten sie, saßen sich stumm gegenüber, während die Köhlerfrau am Herdfeuer hantierte. Serafina konnte an nichts anderes denken als an die Meisterin, die irgendwo da draußen in Not war, während sie hier zur Untätigkeit verdammt waren. Schließlich hörte sie hinter der Hauswand den Hund bellen, die Haustür sprang auf, und zwei Männer polterten in die Stube.

«Dreckswetter!», fluchte der Ältere und zog sich den nassen Mantel vom Leib. Im ersten Augenblick erschrak Serafina nicht wenig: Beide hatte sie rußgeschwärzte Gesichter, aus denen im spärlichen Schein des Herdfeuers und der einzigen Kerze die Augen weiß herausleuchteten.

Der Köhler stutzte, als er zum Tisch blickte.

«He, Weib, was soll das? Was sind das für Leute in unserm Haus?», fragte er barsch und kratzte sich den verfilzten, langen Bart.

«Siehst das nicht? Zwei Kuttenträger auf Wanderschaft. Und jetzt sag schon – habt ihr alles zuwege gebracht?»

«Und ob. Was glaubst du denn?»

Der Jüngere, der kaum älter als Vitus sein mochte, wischte sich das Gesicht am Ärmel ab. «Und was woll’n die hier?»

«Übernachten. Die hat der Sturm überrascht.»

Misstrauisch traten die beiden näher. An Körpergröße nahmen sie es mit dem Prior auf, waren aber ungleich kräftiger gebaut.

Ruhig und höflich nannte Bruder Matthäus ihre Namen.

«Wir wären froh, wenn wir hierbleiben dürften bis morgen früh», fügte er hinzu.

«Hier is kein Platz», beschied der Köhler und schenkte sich den Becher des Priors mit Most voll.

«Dann schau, was auf dem Tisch liegt», wandte seine Frau ein.

Da erst entdeckte er das Geld auf der Tischkante.

«Noch drei Silberpfennige drauf, und Ihr könnt hierbleiben.»

Der Prior runzelte unwillig die Stirn, zog dann aber weitere Münzen aus seiner Rocktasche.

«Einverstanden», nickte der Köhler. «Der Mönch soll im Kuhstall im Stroh schlafen, die Schwester oben auf der Bühne. Klewi, du bringst nachher deinen Strohsack hoch.»

«Hä? Wo soll ich dann schlafen?»

«Geht ja wohl mal für eine Nacht auf der Holzbank, oder etwa nicht?»

Serafina wusste, dass sie aus Sorge um Catharina ohnehin kein Auge zutun würde. Schon gar nicht allein auf einem zugigen Dachboden, bei Sturm und eisiger Kälte. Wenigstens war der Köhler um einiges gesprächiger als sein Weib, auch wenn das sicher nur dem unerwarteten Geldsegen geschuldet war. Kaum dass er sich neben den Prior auf die Bank gequetscht hatte, fragte er sie in allen Einzelheiten aus, woher sie kämen, wohin sie unterwegs seien und warum zu so später Stunde.

«Dann gehört der kläffende Köter im Verschlag also zu Euch?»

«Ganz recht. Wie schon gesagt, wir suchen zwei Frauen im grauen Beginengewand. Seid Ihr ihnen heute irgendwann begegnet, als Ihr draußen wart? Sie müssen hier durchgekommen sein.»

«Tut mir leid. Betschwestern war’n heut keine unterwegs. Oder, Klewi?»

«Nein, Vater.» Der Junge, der sich unverschämt dicht neben Serafina auf die Bank gesetzt hatte, grinste. «Wär mir ganz bestimmt aufgefallen.»

Sie spürte sein Bein an ihrem und rückte von ihm ab, so gut es ging. «Habt Ihr auch niemanden rufen gehört? Oder vielleicht sogar … Schreie in der Not?»

Der Köhler schüttelte den Kopf. Nachdem er sich am Eimer bei der Feuerstelle gewaschen hatte, sah er schon weitaus weniger furchteinflößend aus, mit seinem breiten, rosigen Gesicht, das ein wenig einfältig wirkte.



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