Talvars Schuld by Valerie Colberg

Talvars Schuld by Valerie Colberg

Autor:Valerie Colberg [Colberg, Valerie]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783426425503
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Der Heiler hatte zu Malkar gesagt, er solle mindestens vier Wochen lang liegen oder zumindest ruhig sitzen und seinen Fuß nicht bewegen. Wahrscheinlich habe er sich nichts gebrochen, aber so sicher könne man auch nicht sein, die Zeit müsse es zeigen. An diese Anweisungen hatte sich Malkar einige Tage lang gehalten; anschließend hatte er damit begonnen, durchs Haus zu hinken, auf einen Stock gestützt, und Kadevis, seinen Diener und die Köchin mit Aufträgen aller Art hier- und dorthin zu jagen. Es war, als hätte sich eine schwarze Sturmwolke über seinem Kopf zusammengezogen, die ihn bei jedem Schritt begleitete. Aber seine gereizte Stimmung imponierte Kadevis nicht besonders. Auch er selbst hätte sich an Malkars Stelle schlecht gefühlt: nur humpeln zu können und drinnen herumzusitzen, während draußen vor den Fenstern Sommer war! Bereitwillig tat er alles, was sein Mentor von ihm verlangte.

Zwar verließ Malkar das Haus nicht, empfing aber häufig Besuche und ließ sich über das, was in der Stadt vor sich ging, auf dem Laufenden halten. Er arbeitete wieder an dem Prozess seiner Klientin Juma Kalima. Die Anklage hatte nach Velmaruns Tod einen neuen Redner gefunden, und Malkar hatte gesagt, sein Fuß werde ihn nicht davon abhalten, vor Gericht aufzutreten und den Gegner in die Schranken zu weisen. Oft brannte die Öllampe in seinem Arbeitszimmer noch, wenn Kadevis zu Bett ging.

Nach der Ratssitzung hörte sich Malkar mit großem Interesse Kadevis’ Bericht an und überhäufte ihn mit Fragen, die er nur mit Mühe beantworten konnte. Er wusste kaum noch, wie die lange Debatte über die Befestigung der Straße Richtung Schlucht ausgegangen war, und empfand eine leichte Beunruhigung bei dem Gedanken, dass man irgendwann vielleicht auch von ihm selbst zu solchen Themen eine Meinung erwarten würde.

»Hast du dich mit Juma Kalima verstanden?«, fragte Malkar. Sie saßen nebeneinander auf dem vhaskalanischen Sofa, und Kadevis hätte seine schmerzenden Füße am liebsten hochgelegt.

»Sie war ziemlich streng mit mir.«

»Das will ich hoffen. So ist es üblich bei der Ehrenwache. Nun, es ist gut, dass du sie näher kennengelernt hast. Sie wird früher oder später Kanzlerin werden, da gibt es keinen Zweifel, und den Nutzen solcher Bekanntschaften kannst du gar nicht hoch genug einschätzen.«

Jetzt, da in seinem Kopf die Gedanken an Lerina wirbelten, fragte sich Kadevis erneut, was Malkar eigentlich mit dieser Kalima verband. Mochte er sie, liebte er sie vielleicht und musste es geheim bleiben, weil Kalima verheiratet war? Oder war es nur das, wonach es sich in diesem Augenblick anhörte: eine nützliche Verbindung? So oder so, zum ersten Mal kam Kadevis der Gedanke, dass sein Mentor vielleicht einsam war. Das große Haus, so viele Bekannte, jede Menge Arbeit. Aber wer war gekommen, um sich nach Malkars Zustand zu erkundigen, nachdem er sich verletzt hatte? Sicher, viele hatten an die Tür geklopft, aber sie brachten ihm Gerichtsakten oder Informationen, und sie blieben nicht lange. Selbst seine Mutter hatte sich kein einziges Mal blicken lassen.

»Wie geht es eigentlich Eurem Fuß?«, fragte Kadevis.

Malkar runzelte die Stirn. »Wo bist du bloß mit deinen Gedanken, Grünschnabel? Ich versuche gerade, dir etwas Wichtiges über Politik beizubringen.



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