Sturz der Titanen by Ken Follett

Sturz der Titanen by Ken Follett

Autor:Ken Follett [Follett, Ken]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 978-3-8387-0202-5
Herausgeber: Lübbe Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Drei Kilometer hinter der vordersten britischen Linie wartete Fitz voller Unruhe, während das Bataillon sich kurz nach zwei Uhr morgens formierte. Fitz hatte befürchtet, die Männer, die frisch aus dem Ausbildungslager kamen, könnten ihm Schande bereiten, doch sie überraschten ihn angenehm. Sie waren in gedämpfter Stimmung, befolgten aber bereitwillig ihre Befehle.

Der Brigadekommandeur hielt den Männern vom Pferderücken aus eine kurze Ansprache. Dabei wurde er von einem Sergeanten, der neben dem Pferd stand, von unten mit einer Taschenlampe angeleuchtet, sodass er wie der Finsterling in einem amerikanischen Spielfilm aussah. »Unsere Artillerie hat die deutschen Verteidiger ausgelöscht«, sagte der Kommandeur. »Wenn ihr die andere Seite erreicht, findet ihr dort nichts als tote Deutsche.«

Eine walisische Stimme in der Nähe murmelte wie aus dem Nichts: »Schon toll, wie die Deutschen auf uns schießen können, wo sie doch tot sind.«

Fitz musterte die Reihen, um den Sprecher ausfindig zu machen, doch es war zu dunkel.

Der Brigadekommandeur fuhr fort: »Nehmt ihre Gräben ein und haltet sie! Die Feldküchen folgen euch und bringen euch warmes Abendessen.«

Die B-Kompanie marschierte, von den Sergeants geführt, in Richtung Schlachtfeld, wobei sie die Felder überquerten, um die Straßen für motorisierte Fahrzeuge freizuhalten. Als sie aufbrachen, sangen sie »Guide Me O Thou Great Jehovah«. Nachdem sie in der Dunkelheit verschwunden waren, hallten ihre Stimmen noch ein paar Minuten durch die Nacht.

Fitz kehrte zum Bataillonsgefechtsstand zurück. Dort wartete ein offener Lastwagen, um die Offiziere zur vordersten Linie zu fahren. Fitz saß neben Lieutenant Roland Morgan, dem Sohn des Bergwerksdirektors von Aberowen, der in seiner Kompanie den ersten Zug befehligte.

Obwohl Fitz sein Möglichstes tat, schwarzseherisches Gerede zu unterbinden, fragte er sich, ob der Brigadekommandeur die Lage nicht zu rosig darstellte. Kein Heer hatte jemals eine solche Offensive eröffnet, und niemand konnte mit Sicherheit sagen, wie die Sache verlaufen würde. Das einwöchige Trommelfeuer hatte die Verteidigungsanlagen des Feindes jedenfalls nicht zerstört, wie der Kommandeur behauptet hatte: Die angeblich vernichteten Deutschen schossen noch immer zurück – so, wie der Soldat im Dunkeln es spöttisch hervorgehoben hatte. Fitz selbst hatte eine entsprechende Meldung an den Generalstab geschickt, worauf niemand anders als Colonel Hervey ihn gefragt hatte, ob er Angst habe. Nun machte Fitz sich umso mehr Sorgen: Wenn der Generalstab die Augen vor schlechten Neuigkeiten verschloss, würden viele Männer sterben.

Wie um seine Überlegung zu bestätigen, schlug hinter ihnen eine Granate in die Straße ein. Als Fitz über die Schulter blickte, sah er Teile eines Lastwagens durch die Luft wirbeln. Ein Personenwagen, der dem Laster gefolgt war, raste in den Graben; ein anderer Laster fuhr auf ihn auf. Die Szene war grauenhaft, aber der Fahrer des Lkw, in dem Fitz saß, hielt, wie es Vorschrift war, nicht an. Die Verwundeten mussten den Sanitätern überlassen werden.

Weitere Granaten schlugen links und rechts in die Felder. Die Deutschen beschossen nicht die britische Linie selbst, sondern die Wege dorthin. Sie mussten bemerkt haben, dass die große Offensive bevorstand – solch gewaltige Bewegungen von Menschen und Material ließen sich vor dem deutschen Geheimdienst kaum verbergen –, und nun schalteten sie mit tödlicher Effizienz Truppenteile aus, die noch nicht einmal die Front erreicht hatten.



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