Stummer Zorn by Charlaine Harris

Stummer Zorn by Charlaine Harris

Autor:Charlaine Harris [Harris, Charlaine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2012-02-20T13:29:16+00:00


Andere Männer hatten diese Wirkung nicht, also warum Charles und Don? Was hatten sie gemeinsam? In seltsamen Momenten stellte ich mir diese Frage, konnte aber keine Antwort darauf finden; ich tat es als Zufall ab.

Ich traf mich an einem Donnerstag nachmittag, an dem wir beide frei hatten, mit Barbara in ihrem Büro. Ich hatte meine Liste in den seltsamsten Momenten nach und nach zusammengestellt. Manchmal kam mit mitten während eines Kurses ein Name in den Sinn, und ich zückte heimlich meine Blätter, um ihn aufzuschreiben. Die Liste war erschreckend lang, trotz der kurzen Zeit, die ich in Knolls lebte. Ich hatte während meiner Besuche bei Mimi Jahre zuvor so viele Männer kennengelernt. Es gab so viele Studenten in meinen Kursen.

Barbaras Liste war sogar noch gigantischer. Sie kannte fast alle Angestellten der Fakultät und mindestens zweihundert Studenten. Sie kannte weniger Leute aus Knolls, hatte aber im Laufe ihrer Zeit am Houghton natürlich doch einige kennengelernt.

Ich schätze, uns kam der gleiche Gedanke, als wir verblüfft auf den kleinen Stapel Papier blickten: Unser Vorhaben war undurchführbar. Ich versuchte schnell, mir Faktoren vor Augen zu fuhren, die unser Scheitern weniger enttäuschend und niederschmetternd machten. Das Ausmaß unserer Wut würde mit der Zeit abnehmen. Das mußte es; menschliche Wesen, die psychisch gesund bleiben wollten, konnten eine derart erdrückende Last nicht ewig mit sich herumtragen. Der Vergewaltiger könnte morgen gefaßt, vor Gericht gebracht und z.u einer langen Haftstrafe verurteilt werden.

Barbara, die seit Jahren Worte auf Papier handhabte, hatte jedoch eine andere Idee: „Unser alter Freund, das Ausschlußverfahren", sagte sie und ließ ihre knackigen Vokale des mittleren Westens deutlich hören. „Los!"

Sie schob den braunen Rahmen ihrer Brille auf ihrer Stupsnase nach oben. „Wie alt klang die Stimme?" fragte sie.

Es war wie ein unangekündigter Test. „Ich würde sagen dreißig oder älter", antwortete ich nachdenklich. „Kein Jugendlicher, deutlich kein Jugendlicher."

„Glaube ich auch. Na also, das schließt also die Studenten im normalen Alter aus."

Ich begann, optimistischer zu werden. „Ich kenne nur zwei Studenten meinen Alters oder älter", sagte ich schließlich. „Zwei Veteranen. Dan Kirby und Paul Scotti."

Barbara schloß die Augen. „Ich kenne Paul Scotti nicht", sagte sie. „Dan Kirby ist in meinem Kurs über viktotianische Prosa."

„Dann haben wir einen Namen."

„Ja, und wir haben ungefähr zweihundertfünfzig Männer ausgeschlossen."

„Auf einmal."

Wir hatten beide den Weitblick besessen, die Studenten separat aufzuführen. Barbara warf zwei Blätter ihrer und eines meiner Liste weg. „Was wissen wir sonst, was noch mehr Namen eliminieren könnte?"

Ich zwickte mir in die Wange, um besser nachdenken zu können. „Er ist weiß. Nachdem wir aber vorher schon darüber gesprochen haben, nehme ich an, du hast keine Schwarzen aufgeschrieben."

Barbara nickte. „Schwer ... und nicht außergewöhnlich groß oder klein. Das sollte einige Leute eliminieren."

„Das Merkmal ,klein' auf jeden Fall. Ich fand, er war durchschnittlich groß oder vielleicht ein bißchen größer."

„Du standest, also weißt du es besser als ich. Streich die Kleinen und die sehr Dünnen."

Meine Liste bestand ohne Studenten außer Dan aus sechsundzwanzig Namen. Barbara sagte, ihre bringe es auf einundfünfzig. Die Streichung der zu kleinen, zu dünnen Männer schmälerte meine Liste auf zwanzig, Barbaras auf zweiundvierzig.



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