Sterne über Rom: Roman (German Edition) by Karen Swan

Sterne über Rom: Roman (German Edition) by Karen Swan

Autor:Karen Swan [Swan, Karen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3442487781
Amazon: B07C3QDX68
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2019-03-17T23:00:00+00:00


24. Kapitel

Rom, August 1980

Der Palast war selbst für ihre Begriffe prächtig. Seine himmelblau gestrichene Front mit den eleganten elfenbeinfarbenen Fensterläden wies auf die majestätische Piazza Angelica hinaus. Das Gebäude war ein urbanes Landhaus, eine Festung inmitten von Cafés: ein Hort der Sicherheit. Ihrem Vater hätte das gefallen. Aber er würde es nie mehr erfahren. Sie hatte seinen plötzlichen Tod vor achtzehn Monaten noch nicht überwunden und würde ihn auch so schnell nicht überwinden. Sie konnte nicht fassen, dass sie ihn nie mehr wiedersehen würde.

Sie hatte den Palast in ihrer ersten Woche zusammen mit Maria, der Haushälterin, erforscht, wann immer Vito geschäftlich zu tun und keine Zeit für sie hatte. Sie versuchte sich die Bezeichnungen der wichtigsten Säle einzuprägen: die päpstliche Suite, die Flüstergalerie (deren Wände komplett mit Onyx verkleidet waren), die Spiegelgalerie … Die geradezu schamlose barocke Pracht der Zimmer und Säle schockierte sie, kollidierte mit ihrer praktischen amerikanischen Nüchternheit. Die Tatsache, dass hier alles noch so war wie vor sechshundert Jahren, war ein völlig neues Konzept für sie und nur schwer zu begreifen, für jemanden, der im Grunde aus Koffern lebte und die eigenen Häuser zweimal im Jahr von einem Innendekorateur neu gestalten ließ.

Vitos Privatbereich bestand aus zehn Zimmern oben im dritten Stock des Ostflügels. Mehr Platz brauche er nicht, meinte er. Laney mochte seine Bescheidenheit – sie beide waren Überfluss gewohnt, aber ihr gefiel dieser Ansatz des »nur was nötig ist«. Es sah in diesen Räumen kaum anders aus als in den anderen, bloß dass die Möbel hier braun waren und nicht vergoldet. Und natürlich befanden sich hier Familienfotos, von sich und seinen Eltern, die meisten natürlich Schwarzweiß. Außerdem lag am Fußende seines wuchtigen Himmelbetts eine weiße Leinentasche mit Monogramm, in der sein Pyjama untergebracht war. Das waren die einzigen Hinweise darauf, dass diese Räume privat genutzt wurden. Laney stand in der ersten Zeit häufig am Fenster und blickte hinab auf das lebhafte Treiben auf der Piazza und auf die Farbenpracht des Marktes, und dann ging sie meist hinüber auf die andere Seite des Raumes und blickte auf den großen, stillen Garten hinunter. Sie wusste dann, dass sie eine Zuflucht gefunden hatte. Endlich die ersehnte Zuflucht.

Der Garten, der etwa zwei Hektar groß war, besaß Terrassenstufen und war formell angelegt, mit schlanken Zypressen und konisch zugeschnittenen Buchsbaumhecken, dazwischen, wie Spiegelflächen, glänzende Teiche. Am hübschesten fand sie jedoch den Teil, der sich zwischen Ost- und Westflügel schmiegte: Er war mit Orangen- und Zitronenbäumen bepflanzt und wurde von einem Säulengang eingerahmt. Wann immer sie darauf hinabblickte – was sie jedes Mal tat, wenn Vito in einem Meeting oder am Telefon war –, stellte sie sich vor, wie sie darin lustwandelte und in einem flachen Korb Blumen fürs Haus sammelte; sie konnte sich die Partys vorstellen, die sie und Vito dort abhalten würden – wie ihre Eltern auf Graystones –, sie konnte ihre Kinder dort herumtoben sehen … Ein ganz neues Leben entfaltete sich vor ihren Augen, sie spürte es kribbelnd am ganzen Körper. Nach den vielen Fehlstarts, dem Kummer, den Tränen,



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