Stephanos von Byzanz by Margarethe Billerbeck Arlette Neumann-Hartmann

Stephanos von Byzanz by Margarethe Billerbeck Arlette Neumann-Hartmann

Autor:Margarethe Billerbeck, Arlette Neumann-Hartmann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: De Gruyter
veröffentlicht: 2021-03-22T06:45:30.815000+00:00


Dass die Ethnika einen entsprechenden Eintrag enthielten, bestätigen zudem die diversen ‚Kanones‘, in welchen Stephanos das Toponym bzw. dessen Ethnikon als Beispiel zitierte, so α 132 Ὀρνειαί Ὀρνεάτης, α 439 Ἀρνεαί· […] ἔστι δ’ ὡς Ὀρνεαί und α 473 Ἀσεάτης […] ὡς Κορσεάτης Ὀρνεάτης.

Welche Schlüsse lassen sich nun aus diesen Beispielen ziehen? Erstens: Es ergibt sich aus dem letzten Beispiel, dass Eustathios eine Fassung der Epitome vorlag, welche im Gegensatz zum Archetypus der uns erhaltenen Fassung den erwähnten Textverlust in den Buchstaben κ, λ und ο noch nicht aufwies. Zweitens: Eustathios folgt in der Regel dem Wortlaut der Epitome; hin und wieder ändert er die Satzfolge oder die Wortstellung oder fügt kurze Erklärungen ein. Dasselbe gilt für die Glossen, welche er im Buchstaben ν der Suda aus den Ethnika eingeschoben hatte. Wie das Exzerpt aus dem Artikel ‚Kanopos‘ (κ 63) zeigte, greift der gelehrte Kommentator korrigierend ein, wo der Text seiner Quelle Schaden genommen hatte. Drittens: Der Vergleich des Artikels ‚Dodone‘ (δ 146) sowohl in der längeren Fassung des Fragments S als auch in der kurzen der Epitome (Hss RQPN) mit dem Exzerpt bei Eustathios ist ein Testbeispiel. Einen Textüberhang hat er nicht zutage gefördert; denn sowohl der Hinweis auf Sophokles (Tr. 1168) als auch die gelegentlichen Modifikationen im Wortlaut gehen auf das Konto des Kommentators.36

Unsere Untersuchung, die hier freilich selektiv durchgeführt wurde, scheint also zu bestätigen, dass Eustathios eine Fassung der Ethnika benutzte, welche – abgesehen vom Textverlust in den Buchstaben κ, λ und ο, wie ihn der Archetypus aufwies – von der überlieferten Epitome nicht allzu sehr verschieden war. Dass diese in der Zwischenzeit vermutlich noch weitere Kürzungsprozesse erfahren hat, lässt sich an den Buchstaben μ, π und ρ ablesen, wo sich an sehr ausführliche Artikel kürzeste Einträge von nur ein bis zwei Zeilen anschliessen, und dies über mehrere Seiten. In Erinnerung gerufen sei schliesslich auch, dass die Handschrift R in einer Doppelfassung zu Beginn des Buchstabens χ Spuren einer noch kürzeren Epitome erkennen lässt. Die Rekonstruktion der Vorlage, in welcher Eustathios die Ethnika las, wäre ein spekulatives Unterfangen; für die Textkonstitution der erhaltenen Epitome hingegen bleiben die Exzerpte in den Kommentaren des gelehrten Erzbischofs eine unerlässliche Stütze und Erklärungshilfe.



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