Sprachlose Elite? • Wie Unternehmer Politik und Gesellschaft sehen by Franz Walter / Stine Marg (Hg.)

Autor:Franz Walter / Stine Marg (Hg.) [Stine Marg (Hg.), Franz Walter /]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644047716
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-04-18T16:00:00+00:00

«Es gibt kein besseres System als die Soziale Marktwirtschaft»

Der Blick des Unternehmers ins Ausland

Sebastian Kohlmann

«Was sicherlich ganz wichtig ist, […] Deutschland hat es geschafft, als Industriestandort in Europa […] zu überleben. Die erste große Industrienation in Europa war bekanntlich Großbritannien. Und gut, die Industrie hat in Frankreich nie so eine große Rolle gespielt wie in Deutschland. Und, na ja, ich glaube, das haben wir einfach gut gemacht.» Aussagen wie diese sind gängiger Tenor unter den deutschen Wirtschaftsführern. Ob Groß- oder Kleinunternehmer, Manager oder Inhaber, beinahe unisono betonen sie, dass das deutsche Wirtschaftssystem eines der besten der Welt sei, selbstbewusst sprechen sie vom Modell der Sozialen Marktwirtschaft. Das ist es, was die Unternehmer mit Deutschland verbinden und worauf sie, so wirkt es in einem Großteil der Gespräche, stolz sind. Die bundesrepublikanische Variante der Sozialen Marktwirtschaft wird hierbei als positive Vergleichsfolie für die, aus Sicht der hiesigen Unternehmer, schlechteren Systeme des Auslands präsentiert.

In den für die Studie geführten Interviews erläutern die Unternehmer häufig in Abgrenzung zu anderen Staaten, was sie über das eigene Land, über das Wirtschaftssystem und über die Gesellschaft denken. Hier jedoch soll explizit der Frage nachgegangen werden, wie der deutsche Unternehmer das Ausland selbst sieht. Was funktioniert im Ausland anders und was sagt uns das wiederum über die deutsche Wirtschaft, Politik und Gesellschaft? In dieser Analyse soll ein Blick auf vier der fünf führenden Handelspartner Deutschlands geworfen werden: Frankreich (Platz 1), China (Platz 3), die USA (Platz 4) und Großbritannien (Platz 5)[189]. Diese vier Länder sind es, über die die Unternehmer größtenteils sprechen, und dies in ganz unterschiedlichen Konnotationen. Die Niederlande, Deutschlands zweitgrößter Handelspartner, finden hingegen so gut wie überhaupt keine Erwähnung und werden daher hier nicht näher beachtet. Wichtig für die Einordnung der Interviews ist, dass sie 2013 und 2014 geführt worden sind. Die Aussagen der Unternehmer spiegeln womöglich Momentaufnahmen wider, beeinflusst etwa durch Zeitungsartikel (zum Beispiel Länderanalysen oder Meldungen über Konjunkturdaten), bevorstehende Auslandsreisen und dergleichen. Dennoch sind diese Einblicke der Wirtschaftsführer äußerst interessant.

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