Sisi und ihre Familie by Sigrid-Maria Grössing

Sisi und ihre Familie by Sigrid-Maria Grössing

Autor:Sigrid-Maria Grössing [Grössing, Sigrid-Maria]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carl Ueberreuter
veröffentlicht: 2017-02-15T00:00:00+00:00


Das Königspaar zog sich ebenfalls in die Festung Gaeta zurück, die zum Schicksalsort für Marie werden sollte. Hier erntete sie als heldenhafte Verteidigerin der Burg und auch des Königtums einen Ruhm, der sich über ganz Europa verbreitete. Kein anderer als der italienische Dichter Gabriele d’Annunzio charakterisierte die Situation für Franz besser, der hätte »alles haben können: die gebieterische Stärke des alten Namens, die Jugend, die verführt und mitreißt … ein prunkvolles Königsschloss … eine leidenschaftliche Gefährtin, deren katzenhafte Nasenflügel in einem heldenhaften Traum zu atmen und vor Lust zu beben schienen, als würden sie Blitze in einem Gewittersturm erzeugen …«

Die prekäre Situation auf der Festung schien Marie geradezu zu beflügeln. Wenn die Bomben rund um sie herum einschlugen und die Kanonenkugeln an ihr vorbeipfiffen, flößte ihr das keine Angst ein, sondern sie wuchs über sich hinaus. Unerschrocken und abenteuerlustig feuerte sie nicht nur die königstreuen Truppen zum Durchhalten an, sie mischte sich mit einer Art Uniform bekleidet selber unter die Kämpfenden, nahm das Gewehr zur Hand und zielte auf die Feinde. Es war ein unwahrscheinliches Aufsehen, das die schöne junge Frau unter den Soldaten erregte, wenn sie auf den Mauern der Stadt erschien oder die Verwundeten besuchte. Für sie gab es kein Aufgeben und keine Kapitulation, obwohl die Lage in der Festung von vornherein aussichtslos war. Denn von einer Seite drängten die Landtruppen der Feinde, von der Meerseite beschoss man die Festung von den Schiffen aus, was zu schweren Zerstörungen führte. Dazu kam, dass die Versorgung nicht mehr aufrechterhalten werden konnte, weder Mensch noch Tier hatte genug zu essen. Man war gezwungen, die Pferde zu schlachten, wollte man nicht zusehen, wie sie elendiglich zu Grunde gingen. Zu allem Übel bestand durch die miserablen hygienischen Zustände die Gefahr von Seuchen, denen die geschwächten Bewohner zu erliegen drohten.

Tief deprimiert verfolgte Franz II. den allmählichen Untergang seines Königtums, im Gebet versunken, ständig auf ein Zeichen des Himmels wartend. Denn nur der Allmächtige konnte jetzt noch das Schlimmste verhindern, obwohl seine Truppen immer noch heldenhaft kämpften.

In dieser Situation grenzte es beinahe an ein Wunder, dass es Marie gelang, ihren Gemahl aus seiner Trübsal zu reißen und ihn zu überzeugen, dass er sich hoch zu Ross den Truppen zeigen musste, um ihnen noch einmal Mut zu machen. Und was keiner für möglich gehalten hatte, geschah tatsächlich: Das Königspaar erschien vor den Soldaten, die in begeisterten Jubel ausbrachen. Dann begann der letzte Kampf …

Am 13. Februar 1861 unterzeichnete König Franz II. die Kapitulation. General Cialdini gewährte den Besiegten im Auftrage Cavours einen ehrenvollen Abgang. Man stellte der königlichen Familie eine Fregatte bereit, auf der sie sich ins Exil nach Rom begeben konnte. Als Marie in einem eleganten Reisekleid mit einem kecken Hütchen auf dem Kopf, auf dem eine lange Feder lustig im Wind schwankte, und ihr zutiefst deprimierter Gemahl das Schiff betraten, spielte die Militärkapelle zum letzten Mal die bourbonische Hymne und die zurückbleibende Menschenmenge rief mit Tränen in den Augen: »Es lebe der König!« Dann lichtete das Schiff die Anker. Als man das Ende der



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