Sex and Crime auf Königsthronen by Sabine Werz

Sex and Crime auf Königsthronen by Sabine Werz

Autor:Sabine Werz [Werz, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2009-12-31T16:00:00+00:00


Ein Casanova auf Freiersfüßen

Kaisers Liebling erhält mit achtzehn Jahren von Karl neben der Mündigkeitserklärung die Erlaubnis, um die gleichaltrige Anna von Buren zu freien. Sie ist die einzige Tochter eines gräflichen Landbesitzers in Holland und Geldern. Standestechnisch rückt der Prinz von Oranien durch die Heirat nicht auf, erhält aber immerhin die reichste Erbin der Niederlande. Dem Bräutigam bringt die Trauung im Jahr 1551 weitere Grafschaften und das Käsestädtchen Leerdam ein. Damit verfügt Wilhelm nun insgesamt über Besitzungen im Wert von drei bis vier Millionen Gulden. Der jährliche Ertrag der Güter und Pfründe übersteigt mitunter die niederländischen Einkünfte des Kaisers. Karl muss ihn wirklich gemocht haben.

Zum Vergleich: Eine Bleich- und Waschmagd bringt es zu dieser Zeit auf 20 bis 25 Gulden Jahreslohn bei 200 Arbeitstagen. Ein Landsknecht riskiert für vier Gulden monatlichen Grundsold – plus Beute – Kopf und Kragen. Im Gegensatz zur Waschmagd wird er an arbeitsfreien Tagen durchbezahlt. Weshalb das Kriegshandwerk zu den Topjobs für Nichtadlige zählt.

Nach Art des Kaisers baut Wilhelm ein System der Günstlingswirtschaft auf, indem er Posten in seinen Ländereien mit Niederländern besetzt. Auch seine deutschen Brüder versorgt er mit Pfründen und Privilegien. Der fünf Jahre jüngere Ludwig von Nassau wird sein engster Vertrauter und darf – obwohl bekennender Lutheraner – bei ihm im Wasserschloss Breda leben und Karriere machen. Ludwig darf sogar lutherische Prediger beschäftigen. Das gefällt einigen kaiserlichen Räten und Bischöfen zwar nicht, aber böse Absichten gegen Kaiser oder Katholizismus traut man seinem großen Bruder Wilhelm nicht zu. Und er hegt zu dieser Zeit auch keine, schließlich geht es ihm gold. Religiös ist er nach allen Seiten offen. Dem jüngsten Spross seiner lutherischen Sippe will Wilhelm einen katholischen Bischofssitz zuschanzen.

Der achtzehnjährige Prinz kombiniert seine Vasallenpflichten weiter mit dem Leben eines Bonvivants, Verschwenders und Schürzenjägers.

Wilhelms Partys gelten als die besten. Schon sein Hochzeitsfest mit Anna von Buren ist legendär. Vier Tage wird turniert, getanzt und getafelt. Zu den opulenten Mahlzeiten gehören Schaugerichte wie »Feuer speiender Königsadler im eigenen Federkleid«. Falls Sie es – mit einem Huhn bitteschön – nachkochen wollen, hier das Rezept:

Man nehme einen Adler (Huhn), enthäute ihn ungerupft, würze ihn mit Nelken, Ingwer, Muskat und Zucker, brate ihn, streife ihm das Federkleid erneut über und stecke ihn auf Eisenstangen. Die Augen sind durch Glassteine zu ersetzen, die Gurgel wird mit einem kampfergetränkten Tuch gestopft. Kurz vor dem Servieren entzünde man dieses Tuch, damit Flammen aus dem Schnabel schlagen.

Lecker geht wahrscheinlich anders, aber pompös wird der Funken sprühende Vogel ausgesehen haben. Das Gericht wird auch gern mit Schwänen oder Pfauen zubereitet.

Wilhelms erste Ehe mit Anna von Buren ist zu Anfang glücklich. Neben Land und Gut erhält Wilhelm eine hübsche dunkelhaarige Frau von leicht melancholischem Aussehen. Über sie ist wenig bekannt. Über ihren Vater hingegen berichten Zeitgenossen, dass er fluche wie ein Pferdeknecht, unmäßig im Trinken und Essen sei, die Fasten- und Feiertage ebenso wenig achte wie die eheliche Treue und dass er das offen kundtue. Seine Tochter wird also einiges gewohnt gewesen sein – und Wilhelm blieb ihr zuliebe vielleicht eine Weile monogam.

In der Wasserburg von Breda hält das Paar nach der Hochzeit prachtvoll Hof.



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