Sein letzter Wille by Coben Harlan

Sein letzter Wille by Coben Harlan

Autor:Coben, Harlan [Coben, Harlan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-23T12:01:15+00:00


Dad atmete schwer.

Myron und Mickey schüttelten ihre Benommenheit ab und halfen ihm auf die Beine. Sein Gesicht war gerötet. »Alles in Ordnung«, sagte Dad und zog eine Grimasse. »Lasst mich los.«

Mickey drehte sich wieder zu Myron um. Er war ungefähr genauso groß wie Myron, also ein Meter zweiundneunzig. Der Junge war kräftig gebaut – die Jugendlichen trainierten heutzutage alle mit Gewichten –, trotzdem war er noch ein Jugendlicher. Er stieß Myron die Finger in die Brust.

»Halt dich von meiner Familie fern.«

»Wo ist dein Vater, Mickey?«

»Ich hab gesagt …«

»Ich hab’s verstanden«, sagte Myron. »Wo ist dein Vater?«

Mickey trat einen Schritt zurück und sah Al Bolitar an. Als er »Entschuldige, Opa« sagte, klang er unglaublich jung.

Dad stand gebeugt neben ihnen und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. Myron ging zu ihm, wollte ihm helfen, das ließ er jedoch nicht zu. Als er sich aufrichtete, lag ein Anfug von Stolz in seiner Miene. »Schon okay, Mickey. Ich versteh das.«

»Was soll das denn heißen, Dad? Was gibt’s da zu verstehen?« Myron drehte sich wieder zu Mickey um. »Was zum Teufel sollte das?«

»Lass uns einfach in Ruhe.«

Seinen Neffen das erste Mal zu sehen – und dann noch in einer solchen Situation – war gleichermaßen unwirklich wie überwältigend. »Hör zu, wie wär’s, wenn wir reingehen und das besprechen?«

»Wie wär’s, wenn du dich verpisst?«

Mickey sah seinen Großvater noch einmal besorgt an. Al Bolitar nickte, als wollte er sagen, dass alles in Ordnung sei. Dann sah Mickey Myron noch einmal finster an und verschwand in der Dunkelheit. Myron wollte ihm folgen, aber Dad legte ihm eine Hand auf den Unterarm. »Lass ihn laufen.« Al Bolitar stand mit rot angelaufenem Gesicht schwer atmend vor ihm, lächelte dabei aber. »Ist mit dir alles okay, Myron?«

Myron fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Seine Lippe blutete. »Ich werd’s überleben. Warum lächelst du?«

Dad sah die Straße hinab in die Richtung, in die Mickey verschwunden war. »Der Junge hat Mumm.«

»Das soll doch wohl ein Witz sein, oder?«

»Komm«, sagte Dad. »Lass uns reingehen und reden.«

Sie setzten sich unten ins Fernsehzimmer. Den größten Teil von Myrons Kindheit hatte Dad einen eigens für ihn reservierten Fernsehsessel gehabt, ein uraltes Stück aus den Anfangstagen der Liegesessel, der am Ende nur noch von Klebeband zusammengehalten wurde. Jetzt stand da eine fünfteilige Sitzgarnitur namens »Multiplex II« mit integrierten Liegesitzen und Getränkehaltern. Myron hatte sie in einem Laden namens Bob’s ’s Discount Furniture gekauft, obwohl er das eigentlich nicht gewollt hatte, weil Bob’s Werbespots im Radio ihm extrem auf die Nerven gingen.

»Das mit Suzze tut mir wirklich leid«, sagte Dad.

»Danke.«

»Weißt du, was passiert ist?«

»Nein, noch nicht. Aber ich arbeite dran.« Dads Gesicht war immer noch von der Anstrengung gerötet. »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«

»Mir geht’s gut.«

»Wo ist Mom?«

»Bei Tante Carol und Sadie.«

»Ich könnte ein Glas Wasser brauchen«, sagte Myron. »Willst du auch was?«

»Gern. Und leg dir etwas Eis auf die Lippe, damit sie nicht so anschwillt.«

Myron ging die drei Stufen zur Küche hinauf, nahm zwei Gläser aus dem Regal und füllte sie aus dem überteuerten Wasserspender.



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