Schwarzer Schmetterling by Bernard Minier

Schwarzer Schmetterling by Bernard Minier

Autor:Bernard Minier [Minier, Bernard]
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Es war kurz nach Mitternacht, als in der Klinik das leise Quietschen einer Tür zu hören war. Diane schlief nicht. Sie lag auf ihrem Bett, starrte mit offenen Augen in die Finsternis und wartete – noch immer angekleidet. Sie wandte den Kopf um und sah den Lichtstreifen unter ihrer Tür. Dann hörte sie die leisen Schritte.

Sie stand auf.

Warum tat sie das? Nichts zwang sie dazu. Sie machte die Tür einen Spaltbreit auf.

Der Gang war wieder dunkel – aber die Treppe am Ende des Gangs war beleuchtet. Sie warf einen Blick zur anderen Seite und trat hinaus. Sie trug Jeans, einen Pullover und Hausschuhe. Wie würde sie erklären, was sie um diese Uhrzeit auf den Gängen tat, wenn sie unverhofft jemandem gegenüberstehen sollte? Sie kam an die Treppe. Sie lauschte. Unten das Echo flüchtiger Schritte. Sie hörten weder im dritten noch im zweiten Stock auf. Sondern im ersten Geschoss. Diane rührte sich nicht mehr. Sie wagte es nicht, sich über das Geländer zu beugen.

Ein Klicken.

Die Person, der sie folgte, hatte gerade den Zugangscode in das Tastenfeld neben der Sicherheitsschleuse eingegeben. Eine elektronische Sicherung pro Etage. Bis auf die letzte, wo sich die Schlafräume des Personals befanden. Sie hörte die Tür im ersten Stock summen – sie ging auf und wieder zu. Tat sie das hier gerade wirklich? An ihrem neuen Arbeitsplatz nachts jemandem nachschleichen?

Sie stieg ihrerseits die Treppen hinunter bis zur Sicherheitstür im ersten Stock. Sie zögerte, zählte bis zehn und wollte gerade den Code eingeben, als ein Gedanke sie zurückhielt. Die Kameras …

Sämtliche Bereiche, in denen sich die Patienten bewegten und schliefen, wurden von Überwachungskameras kontrolliert. Sie waren an allen strategischen Stellen montiert – im Erdgeschoss ebenso wie im ersten, zweiten und dritten Stock. Nur in den Dienstbotenaufgängen, die für die Insassen unerreichbar waren, sowie im vierten Stock, wo sich die Schlafräume des Personals befanden, gab es keine Kameras. Überall sonst spähten sie jeden Winkel aus. Sie konnte ihre Beschattung unmöglich fortsetzen, ohne früher oder später in ihr Sichtfeld zu gelangen …

Die Person vor ihr hatte also keine Angst davor, gefilmt zu werden. Aber wenn die Kameras aufzeichneten, wie Diane dieser Person nachschlich, würde ihr eigenes Verhalten Verdacht erregen …

Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, hallten hinter der Tür Schritte wider. Sie konnte sich gerade noch auf die Treppe flüchten und sich dort verstecken, als die biometrische Verriegelung erneut summte.

Einen kurzen Moment lang schnürte ihr die Angst das Herz zusammen. Doch statt zu den Schlafzimmern hinaufzusteigen, ging die Person, der sie gefolgt war, weiter nach unten. Diane zögerte nur kurz.

Du bist verrückt!

Vor der Tür im Erdgeschoss angelangt, blieb sie stehen. Niemand zu sehen. Wo ist sie? Wenn der oder die Unbekannte die Gemeinschaftsräume betreten hätte, hätte Diane ein weiteres Mal die Sicherheitsschlösser summen hören müssen. Beinahe hätte sie die Kellertür zu ihrer Linken übersehen, unterhalb eines letzten Treppenarms: Sie fiel gerade wieder zu … Die Tür hatte auf dieser Seite nur einen festen Griff, sie ließ sich nur mit einem Schlüssel öffnen. Sie machte einen Satz und schob die Hand in den Spalt, kurz bevor die schwere Metalltür ganz zufiel.



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