Schismatrix by Bruce Sterling

Autor:Bruce Sterling [Sterling, Bruce]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: SF
veröffentlicht: 2013-01-21T16:00:00+00:00

GOLDREICH-TREMAINE COUNCIL STATE:

18-9-'53

Das Chaos widerte Constantine an. Es war ekelhaft. Evakuierungen waren eine widerliche unsaubere Angelegenheit. Der Andockhafen war von Gerümpel und Müll übersät: von Kleidung, Flugplänen, Inhalationshülsen, Reklame- und Propagandazetteln. Stündlich wurde die Kiloquote für das mitführende Gepäck knapper. Nicht weit von ihm entfernt zerrten vier Shapers Gegenstände aus ihrem regelwidrig schweren Gepäck und zertrümmerten sie gehässig an den Wänden und Wartebänken.

An den Interaktionsterminals warteten lange Schlangen. In den überlasteten Terminals bezahlte man jede Sekunde. Manche der Ausreisewilligen mußten feststellen, daß es sie mehr kostete, ihre sinkenden Werte zu verkaufen, als die Aktien selbst wert waren.

Eine Synthetostimme verkündete über die Lautsprecher den nächsten Flug nach Skimmers Union. Sofort brach ein Pandämonium über den Flughafen herein. Constantine lächelte. Sein eigenes Schiff, die Friendship Serene, hatte dieses Ziel. Doch im Gegensatz zu den übrigen Wartenden, war ihm seine Koje sicher. Und nicht bloß im Schiff, auch sein Platz in der neuen Capitale war gesichert.

Goldreich-Tremaine hatte sich selber übernommen. Es hatte sich zu stark auf seinen Mythos als Metropole des Kapitalismus verlassen. Als dieser Nimbus verflog, als er auf die Militärs in einer rivalisierenden Metropole übergegangen war, bot das Kreditnetz von G-T nichts mehr, um den Rätestaat lebensfähig zu erhalten.

Constantine mochte Skimmers Union. Sie schwebte in einem Zirkum-Titan-Orbit, hoch über den glitzernden Blutwolken Titans. Die Quelle des Reichtums der Stadt Skimmers Union lag stets in beruhigender, in greifbarer Nähe: die unerschöpfliche Masse reicher organischer Stoffe der erstickenden Gashülle Titans. Fusionsgetriebene Bagger stießen durch die Atmosphäre und holten Organstoffe hunderttonnenweise herauf. Methan, Äthan, Azetylen,

Zyanogen: ein planetarisches Rohstoffreservoir für die Polymerfabriken der Union.

Die eingetroffenen Passagiere stiegen aus; eine Handvoll, verglichen mit den Abflugbereiten, aber es waren nicht besonders appetitlich aussehende Ankömmlinge. Eine Gruppe in schlotternden schlechtsitzenden Uniformen driftete an den Zollbeamten vorbei. Sundogs, ganz eindeutig, und nicht einmal shaperische Sundogs: ihre Haut glänzte von antiseptischen Ölen.

Constantine hörte in den Kopfhörern, wie seine Leibwächter einander etwas zumurmelten und die Neuankömmlinge einstuften. Es machte die vier Gorillas nervös, daß Constantine so lange mit dem Aufbruch zögerte. Die zahlreichen Feinde, die Constantine hier am Ort hatte, waren der Verzweiflung nahe, als die Banken in Goldreich-Tremaine dem Bankrott zutrieben. Die Wächter fieberten vor argwöhnischer Aufmerksamkeit.

Doch Constantine zögerte noch immer. Er hatte die Shapers auf ihrem eigenen Feld besiegt, und dies verschaffte ihm ein höchst starkes Gefühl der Lust und Befriedigung. Für solche Augenblicke wie diesen lebte er. Er war wahrscheinlich der einzige vollkommen ruhige Mensch in einer Masse von nahezu zweitausend. Noch nie hatte er sich dermaßen allmächtig gefühlt.

Seine Feinde hatten sich selbst gelähmt, indem sie ihn unterschätzten. Sie hatten sein Maß genommen und sich dabei gründlich geirrt. Constantine selbst kannte sein Maß ebenfalls nicht; und dieser schmerzliche Stachel trieb ihn weiter und weiter.

Er dachte über seine Feinde nach, einen nach dem anderen einschätzend. Die Militaristen hatten ihn erwählt, um die Mitternachts-Clique anzugreifen, und sein Erfolg war durchschlagend und eindrucksvoll gewesen. Der Regent, Charles Vetterling, war als erster gestürzt. Vetterling hatte sich eingebildet, der geborene Überlebenskünstler zu sein. Von Carl Zeuner angestachelt, hatte er sein Schicksal den Militaristen ausgeliefert.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.